Für die Zukunft bestens aufgestellt
„Dieser Studiengang ist einer der kompetentesten, den man sich vor 50 Jahren hatte einfallen lassen können.“ Mit launigen Worten hat Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt zum 50. Geburtstag des THWS-Studiengangs „Vermessung und Geoinformatik“ gratuliert. Die Jubiläumsfeier in der Zehntscheune des Juliusspitals bot reichlich Gelegenheit, voller Stolz zurückzublicken – und ermöglichte Ausblicke in eine vielversprechende Zukunft.
Prof. Dr. Ansgar Brunn, Dekan und Leiter des Studienbereichs, informierte zunächst über wichtige Meilensteine des Jubiläums-Studiengangs: Bereits zwei Jahre nach Gründung der „Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt“ wurde 1973 der Diplomstudiengang „Vermessung“ aus der Taufe gehoben. 1978 erfolgte der Umzug an den Röntgenring, 2009 wurde aus dem Diplomstudiengang der Bachelorstudiengang „Vermessung und Geoinformatik“. 2011 folgte das Studium mit vertiefter Praxis und aus der Fachhochschule wurde eine „Hochschule für angewandte Wissenschaften“. Weil das Spektrum der Vermessung immer größer geworden war, führte man 2015 den Bachelor „Geovisualisierung“ und 2021 den Master „Geodatentechnologie“ ein. Seit 2023 trägt die Hochschule den Titel „Technische Hochschule“, im selben Jahr wurde durch das neu eingerichtete Promotionszentrum an der THWS auch im Fachbereich Vermessung und Geoinformatik die direkte Promotion ermöglicht.
Intelligente Technologien nutzen
Als wichtige Zukunftsziele nannte Brunn eine weitere Erhöhung der Studierendenzahlen, den Ausbau des dualen Studiums, mehr Angebote für internationale Studierende, eine noch stärkere Verzahnung von Studium und Arbeitswelt und die Erhöhung der Drittmittel für die Forschung. Dort – so Brunn weiter – sei man schon jetzt bestens aufgestellt. Zum Beispiel mit intelligenten Technologien zur Schadenserfassung von Wäldern (Prof. Dr. Melanie Brandmeier), einem Projekt zur Kartierung des Überholabstands zwischen Auto- und Radfahrenden (Prof. Dr. Jan Wilkening), einer Untersuchung zum Auftreten von Malaria in Abhängigkeit von verunreinigtem Wasser (Prof. Dr. Mark Vetter) oder der Entwicklung eines günstigen Kamera-Tachymeters (Prof. Dr. Stefan Knoblach).
Vor zahlreichen Gästen, darunter auch Professoren und Alumni der ersten Stunde, erinnerte THWS-Präsident Prof. Dr. Robert Grebner voller Stolz daran, dass mit der Fortentwicklung des Studiengangs zu „Vermessung und Geoinformatik“ neue Türen aufgestoßen wurden. Oberbürgermeister Christian Schuchardt hob die enge Kooperation mit der Stadt Würzburg hervor und betonte Stellenwert und Präsenz der Absolventinnen und Absolventen in vielen Verwaltungsbereichen.
In der Arbeitswelt „hochwillkommen“
Auch der Präsident des Landesamts für Digitalisierung, Breitband und Vermessung (LDBV) Daniel Kleffel, Leonhard Rill vom Amt für ländliche Entwicklung in Bayern, Frank Pöhlmann vom VDV (Verband Deutscher Vermessungsingenieure) und der Vorsitzende des DVW Bayern (Deutscher Verein für Vermessungswesen) Florian Socher wiesen in ihren Grußworten auf die jeweils enge Zusammenarbeit, die praxisnahe Würzburger Ausbildung sowie die kontinuierliche Anpassung an die Anforderungen der Arbeitswelt hin. Den anwesenden Studierenden wurde mehrfach zugesichert, dass sie in sämtlichen Bereichen der Arbeitswelt „hochwillkommen“ seien.
Ein Höhepunkt der Veranstaltung war der Fachvortrag von Dr.-Ing. Jens Riecken von der „Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland“ (AdV). Der Abteilungsleiter der Geobasis NRW und stellvertretende Vorsitzende des Lenkungsausschusses Geobasis sprach über Digitalisierung als „Motor für Innovation in der Geoinformations- und Vermessungsverwaltung“. Den Worten Riekens nach liefern die Vermessungs- und Geoinformations-Verwaltungen „als Infrastrukturleistung die Datenbasis für digitale Zwillinge für Bund und Länder, die für die Aufgaben von Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft sowie den privaten Nutzer benötigt werden“. Dabei sei man in den vergangenen 50 Jahren immer effizienter geworden, habe enorme Kosten eingespart und viele neue Applikationen entwickelt. Während das 2003 eingeführte Satellitenpositionierungs-System SAPOS zunächst nur Grundlage für die Liegenschaftsvermessung war, sind die erhobenen Daten heute verschiedensten Anwendern aus Baugewerbe, Landwirtschaft, Ingenieurwesen oder Meteorologie zugänglich.
Kompetenzen für digitale Transformation
In den kommenden Jahren werde man auf ein neues System mit präziser Einzelpunkt-Bestimmung (PPP-RTK) umstellen, das der wachsenden Anzahl von Nutzerinnen und Nutzern Rechnung trägt. Die Zukunft liegt laut Rieken in Fernerkundungsverfahren durch Satelliten, Luftbilder und Radarinterferometrie sowie der Erstellung digitaler Zwillinge. Damit leiste man einen wichtigen Beitrag zu aktuellen Fragestellungen wie Hochwasser, Flächenversiegelung oder Biodiversität. Den Kommunal- und Länderverwaltungen empfahl Rieken die rasche Entwicklung elektronischer Signaturen und digitaler Urkunden sowie den Mut zu Zusammenarbeit und Veränderung. So unterstützt würden Geodätinnen und Geodäten „mit ihren Kernkompetenzen das Gelingen der digitalen Transformation sichern“.
Ein weiterer Höhepunkt des Nachmittags war die Preisverleihung an herausragende Absolventinnen und Absolventen des Studienbereichs: Den Förderpreis „Ländliche Entwicklung in Bayern“ erhielt Valerie Hartmann für ihre interaktive App für die Integrierte Ländliche Entwicklung Fränkischer Grabfeldgau. Die beiden Förderpreise der Bayerischen Vermessungsverwaltung gingen an Richard Zehner für seinen Vergleich zur Neigungskompensation zweier GNSS-Empfänger und Janina Bassarek für ihre Untersuchung zur Eignung visueller Positionierungsmethoden bei der Einmessung von Gebäuden im Liegenschaftskataster. Den VDV-Landespreis Bayern bekam Jens Müller für seine Arbeit zur Sirenenplanung mit ArcGIS Pro. Die Harbert-Buchpreise des DVW gingen an die Jahrgangsbesten Gernot Nikolaus (Geovisualisierung) und Philipp Egert (Vermessung und Geoinformatik).
(Anja Legge)
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