Zwei Projekte der FHWS werden mit dem Digitalpreis der Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp ausgezeichnet
Digitalpreise für Projekte zum optimierten Kartoffelanbau in Kolumbien und einem klimafreundlichen Zement: Mit dem „Digitalpreis der FHWS“ fördert die Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp zum zweiten Mal herausragende Projektideen an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS). Ausgezeichnet und mit jeweils 10.000 Euro prämiert werden der „Nutzen von Parallelprogrammierung auf einem Embedded System für die Optimierung des Kartoffelanbaus in Kolumbien“ sowie „CO2-reduzierte Zemente im digitalen Baustofflabor“.
Im mit dem Hauptpreis ausgezeichneten Projekt beschäftigen sich Prof. Dr.-Ing. Ansgar Brunn, Prof. Dr. Arndt Balzer und Prof. Dr. Alexander Pérez Ruiz (Kolumbien) sowie ihr studentisches Team in ihrem interdisziplinären und internationalen Forschungsprojekt mit dem „Nutzen von Parallelprogrammierung auf einem Embedded System für die Optimierung des Kartoffelanbaus in Kolumbien“ (Embedded System: ein Computer, der in einen technischen Kontext eingebunden ist). Das Vorhaben wird an den Fakultäten Kunststofftechnik und Vermessung (FHWS), Ingenieurswesen (Kolumbien) sowie Informatik und Wirtschaftsinformatik (FHWS) realisiert.
Ziel ist es, mit Multispektraldrohnen Kartoffel-Anbauflächen abzufliegen und Daten z.B. zum Wassergehalt des Bodens zu sammeln sowie das Pflanzenwachstum zu klassifizieren, um den Anbau zu optimieren. Mit der Fördersumme können zum einen spezialisierte, programmierbare Computerboards angeschafft werden, darüber hinaus können deutsche Studierende bei einem persönlichen vor Ort Austausch in Bogotá, Kolumbien unterstützt werden, um ihr Vorhaben zu intensivieren.
Der „FHWS-Sonderförderpreis Digital der Vogel Stiftung 2022“ geht an Prof. Dr.-Ing. Christian Fischer und sein studentisches Team an der Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen für das Forschungsprojekt „CO2-reduzierte Zemente im digitalen Baustofflabor“.
Zement ist das Bindemittel des in der Bauwirtschaft so wichtigen Baustoffs Beton. Allerdings werden bei der Herstellung von Zement, so Fischer, große Menge an CO2-Emissionen freigesetzt, die es zu reduzieren gelte. Die Basis der heutigen Zemente, mit im Mittel rd. 70 Prozent Anteil, ist der sogenannte Zementklinker, der bei ca. 1.450 °C Brenntemperatur hergestellt wird. Die CO2-Emissionen resultieren jedoch nur zu rd. einem Drittel aus den Brennstoffen und zu rd. zwei Dritteln aus chemischen Umwandlungsprozessen, die prozessbedingt sind. Ein wesentlicher Schlüssel zur klimafreundlicheren Bauweise mit Beton ist die Reduzierung des Klinkeranteils durch andere Zumahlstoffe. Allerdings müssen auch die mit diesen CO2-reduzierten Zementen hergestellten Betone zur Erfüllung der Nachhaltigkeitsanforderungen lange Lebensdauern aufweisen.
Neben der Festigkeit sollen die Betone demnach einen großen Widerstand gegenüber Umwelteinwirkungen wie Frost und eindringenden Gasen und Salzen besitzen. Und genau hier setzt das Projekt vom Team um Fischer an: Die bisher mehrheitlich analog und manuell geprägten Prüfverfahren zum Nachweis der Dauerhaftigkeit sollen mittels digitaler Prüf- und Auswertemethoden zuverlässiger und schneller gemacht werden. So können die auf neuen Zementen basierenden Betone beispielsweise schneller auf ihren Widerstand gegenüber schädlichen Chloriden aus Tausalzen geprüft werden. Die Chloride der Tausalze lösen die Korrosion der Stahlbewehrung im Beton aus. Dies ist eine wesentliche Ursache für die große Zahl an sanierungsbedürftigen Brücken in Deutschland. Mit dem Preisgeld können das Digital-Mikroskop und die digitale Bilderfassung aufgerüstet und in der Forschung an der FHWS eingesetzt werden.
„Mit digitalen Mitteln die Welt besser machen – dazu kann Forschung einen großen Beitrag leisten. Genau darauf zielen die ausgezeichneten Projekte“, begründet Dr. Gunther Schunk, Vorstandsvorsitzender der Vogel Stiftung, die Entscheidung: „Unser Digitalpreis hat sich bereits in der zweiten Ausschreibungsrunde etabliert, denn wir hatten viele hochinteressante Einreichungen. Deswegen haben wir uns in diesem Jahr für eine zweite Auszeichnung mit einem Sonderpreis entschieden.“
Die FHWS, so Prof. Dr. Robert Grebner, Präsident der FHWS, freue sich über die gezielte Förderung forschungsorientierter, digitaler Projekte: „Ich danke der Vogel Stiftung für das Interesse und die Finanzierung praxisorientierter Forschung gerade auch im Digitalbereich. Wie wichtig sie ist, hat sich gerade auch während der Pandemie gezeigt.“
Die Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp wurde 2000 von dem Würzburger Verleger Dr. Kurt Eckernkamp und seiner Frau Nina Eckernkamp-Vogel gegründet. Die Stiftung fokussiert in ihrer Förderung auf vier Felder: Bildung, Wissenschaft, Medizin/Gesundheitswesen und Kultur. Das Querschnittsthema „Digitalisierungsfragen“ bildet seit 2019 einen neuen Schwerpunkt. Die Stiftung hat ihren Sitz in Würzburg und feierte 2020 ihr zwanzigjähriges Jubiläum.