Zukunftsmesse Haßfurt: Digitaler Zwilling der Ritterkapelle
Digitaler Zwilling per Photogrammetrie: Dieses Verfahren, um aus Fotos 3D-Modelle zu erstellen, wird während der Zukunftsmesse Haßfurt mit dem Motto „Nachhaltigkeit, erneuerbare Energien und Digitalisierung“ am verkaufsoffenen Sonntag, 3. April, 13 bis 18 Uhr, im Stadtlabor vorgestellt. Neben zahlreichen Informationsständen, Vorträgen, und Shoppingmöglichkeiten laden Madlen Müller-Wuttke, Chief Digital Officer der Smart Green City Haßfurt, und Nicholas Müller, Professor für Sozioinformatik an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt, Interessierte in das Stadtlabor in der Hauptstraße 7 ein, das Wahrzeichen von Haßfurt, die Ritterkapelle, als virtuelle Realität zu erleben.
Vorgeschichte zur photogrammetrischen Ritterkapelle
Im August 2020 starteten die drei Studierenden Jonas Wolpold, Markus Arens und Linus Wamser, damit, die spätgotische Ritterkapelle in Haßfurt in einem 3D-Modell zu visualisieren. Nach den Außenbereichen wurden nun auch die Innenräume im Rahmen eines Projektes der Professur „Sozioinformatik und gesellschaftliche Aspekte der Digitalisierung“ in ein virtuelles Modell übertragen. Die Fotos für das photogrammetrische Verfahren entstanden anhand hochauflösender Digital- und Spiegelreflex-Kameras, Laserscans und einer Drohne. Der Innenbereich wurde aufgrund seiner Detaildichte mit über 30.000 Bildern rekonstruiert. Einzelne Objekte haben den fünf- bis zehnfachen Datensatz von Aufnahmen des Außenbereichs. Berechnungen und Nachbearbeitungen waren entsprechend zeitintensiv. In den vergangenen anderthalb Jahren wurde das Verfahren dahingehend optimiert, dass die Aufnahmen optimiert in handelsüblichen Spiele-Engines wiederverwendet werden können.
Promotionsarbeit: spielend lernen mit VR-E-Learning
Über spielerische und erzählende Elemente können im Bereich des digitalen Lernens Wissensinhalte vermittelt und aufgenommen werden, so Prof. Dr. Nicholas Müller. Zusammen mit Christian Galgenmüller, Promotionsstudierender an der Professur, nutzt er das 3D-Modell der Ritterkapelle, um Lehr- und Lernprozesse zu untersuchen. Lernende werden in eine aufwändig inszenierte Simulation der Ritterkapelle versetzt und können anhand der Objekte Fakten und Hintergründe erfahren. Der Aufwand für diese Art der Wissensvermittlung ist im Vergleich zu einem frontalen „Kreide-Unterricht“ mit Lehrbüchern ungleich höher, so Müller, doch könne er ergänzend zu klassischen Unterrichtsformen das Lernen optimieren, Detailwissen vermitteln und über den Spiel-Modus die Teilnehmenden dazu anregen, sich intensiv mit der Materie auseinanderzusetzen. Derzeit wird im Rahmen der Promotion ein virtueller Escape-Room entwickelt, wodurch das Faktenwissen um Haßfurts Wahrzeichen in eine narrative Handlung eingebettet wird.
Die Visualisierung von historischen Gebäuden verfügt über die Möglichkeit des spielenden Lernens hinaus über weitere Anwendungsmöglichkeiten:
- Archivierung: Die digitalen Modelle sichern das Kulturerbe auch für künftige Generationen.
- Restauration: Durch den hohen Detailgrad der Aufnahmen lassen sich historische Gebäude in Teilen oder in Gänze durch Fachpersonal rekonstruieren. Einzelne Objekte können bspw. durch 3D-Drucker repliziert werden.
- Tourismus: Um Stadtbesuche oder -führungen vorzubereiten, können die virtuellen Replikate genutzt werden. Museen, Kirchen und Sehenswürdigkeiten können zeit- und raumunabhängig besucht werden.
- Neue Perspektiven: Zudem können die virtuellen Gebäude aus neuen Perspektiven betrachtet werden. So ist es beispielsweise möglich, die Tageszeiten für die Betrachtung des digitalen Zwillings frei einzustellen und somit das Modell perspektivisch neu zu bewerten.
Weitere Informationen unter
Photogrammetrische Aufnahmen der Ritterkapelle
Photogrammetrie der Ritterkapelle
Kontakt: Hochschule Würzburg-Schweinfurt
Prof. Dr. Nicholas Müller
Sanderheinrichsleitenweg 20
97074 Würzburg
abitur und studium: Zukunftsmesse Haßfurt: Digitaler Zwilling der Ritterkapelle