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Zukunftsfähige Strategie für eine „demografiefeste Sanderau“: Die Datenanalyse ist abgeschlossen

15.11.2022 | thws.de, Pressemeldung, FAS
FHWS steuert eine Stärken-Schwächen-Analyse eines exemplarischen Stadtteils im Pilotprojekt bei

Demografiefeste Kommune“: Bis Herbst 2025 läuft das vom Bayerischen Heimatministerium geförderte Pilotprojekt, an dem sich Würzburg sich als eine von zehn geförderten Pilotkommunen beteiligt. Nun stellte Prof. Dr. Dieter Kulke von der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt im Würzburger Ratssaal den ersten der fünf Projektschritte, die Datenanalyse, vor.

Der Freistaat Bayern fördert das Projekt mit 114.000 Euro. Der Hintergrund des Vorhabens: Der demografische Wandel in Bayern, so das Staatsministerium, sei heterogen: Während einige Regionen wachsen, seien andere mit einem spürbaren Bevölkerungsrückgang konfrontiert. In vielen Teilen altere die Bevölkerung, außerdem veränderten Urbanisierung und die Uneinheitlichkeit der Gesellschaft die Regionen. Dies stelle Kommunen vor viele Herausforderungen. Um diese bewältigen zu können, seien zukunftsfähige Gesamtstrategien sowie langfristige Lösungsansätze für individuelle Problemstellungen vor Ort gefragt.

Als einzige Großstadt im Pilotprojekt beteiligt sich Würzburg mit einem Stadtbezirk: Hier soll die Sanderau strukturell fit gemacht werden, um mittel- und langfristig für alle Generationen ein attraktiver Stadtbezirk zu bleiben. Der erste von fünf Projekt-Schritten - die Datenanalyse - wurde nun abgeschlossen: Im Ratssaal des Würzburger Rathauses stellte Prof. Dr. Dieter Kulke von der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt eine Stärken-Schwächenanalyse des Stadtteils vor. Sanderauer Multiplikatoren - von der Kita bis zum Seniorenheim - lieferten Input. Diese Ausarbeitung wurde in den Abschlussbericht integriert, der im Sozialausschuss vorgestellt wurde.

Expertinnen- und Experteninterviews sowie amtliche Statistiken bildeten die Basis für den Report über den Stadtteil in Würzburgs Süden. Der nächste Schritt wird eine breit angelegte Bürgerbeteiligung sein, die zu einer eigenen Demografie- und Heimatstrategie mit einer konkreten Maßnahmenliste führen soll. Der fünfte und letzte Schritt wird der Ergebnistransfer sein: Weitere Kommunen können später vom Würzburger Modellversuch profitieren.

Anknüpfungspunkte sind in der Sanderau bereits vorhanden

Sozialreferentin Dr. Hülya Düber und Hendrik Lütke, Leiter der Seniorinnen- und Seniorenarbeit, sind sich einig: In der Sanderau beginne man bei der Demografiearbeit nicht bei null, sondern könne beispielsweise auf ein seniorenpolitisches Gesamtkonzept, Projekte wie „Selbstbestimmt leben im Alter (SeLA)“ und vernetzte Akteurinnen sowie Akteure aufbauen. Gerade weil diese Basis vorhanden sei, stellte für Dr. Düber die Förderzusage im vergangenen Jahr „einen unverhofften Segen“ dar und die „Chance, in die Quartierentwicklung nun noch einmal tiefer einsteigen und einen Leitfaden zu entwickeln zu können.“

Stärken und Schwächen des Stadtteils

Die Stärken-Schwächen-Analyse der FHWS beinhaltet Punkte, in denen weiterer Handlungsbedarf gesehen wird. Prof. Kulke nannte beispielsweise die Unterschiede in der Nahversorgung, die eigentlich nur an den Rändern des Stadtteils vorbildlich sei. Man lebe in der Sanderau in der Nähe von Naherholungsgebieten wie dem Mainufer, doch in vielen Straßen fehle zusätzliches Grün. Die Hitzebelastung werde laut Klimaatlas in stark versiegelten Bereichen in den nächsten Jahren zunehmen. Die Wohnungen seien oft vergleichsweise klein und teuer, kaum barrierefrei und zudem im vierten Stock eher selten per Aufzug zu erreichen. Auch fehlten Angebote für Jugendliche. Während es in anderen Stadtteilen Bürgerhäuser gebe, fehlten diese in der Sanderau.

Als Stärken wurden beispielsweise der ehrenamtliche Einsatz und die Nachbarschaftshilfe gerade auch für Hochbetagte benannt. Zudem gebe es in dem Stadtteil Orte, die zu Begegnungsstätten werden könnten - ob Hinterhöfe oder zu beruhigende Straßen. Es entstehen zudem in den nächsten Jahren neue Wohnungen im Viertel. Auch sollte in der Sanderau wie in anderen Stadtbezirken Würzburgs eine träger- und zielgruppenübergreifende Sozialraumarbeit entstehen.

Die Zukunft des Pilotprojekts bringt eine methodische Besonderheit mit sich: Bei der Bürgerbeteiligung will man nicht nur die Bürgerinnen und Bürger mitnehmen, die sich für das Thema Demografie interessieren oder sich in der Sanderau gut auskennen. Zusätzlich wolle man mit einer repräsentativen Zufallsauswahl aus der Bevölkerung absichern, dass wirklich alle Facetten der Sanderau beleuchtet werden.