Zukunft heißt Technologie: Ministerpräsident Dr. Markus Söder eröffnet das Center for Artificial Intelligence and Robotics (CAIRO) an der FHWS
Ministerpräsident Dr. Markus Söder hat gemeinsam mit der Staatsministerin für Digitales in Bayern, Judith Gerlach, der dritten Bürgermeisterin der Stadt Würzburg, Judith Jörg, dem FHWS-Präsidenten Prof. Dr. Robert Grebner und Prof. Dr. Arndt Balzer das CAIRO eröffnet. Künftig stehen die Türen des Hightech-Agenda-Centers for Artificial Intelligence and Robotics (CAIRO) an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) der Forschung und Lehre, dem Technologietransfer, der Weiterbildung sowie Start-Ups offen. Als Teil im KI-Netzwerk Bayern greifen wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktuelle Themen der künstlichen Intelligenz auf, untersuchen diese für die Anwendung in Gesellschaft und Wirtschaft und realisieren den Transfer in die Praxis.
Der Ministerpräsident Dr. Markus Söder unterstrich, dass die Zukunft der nachfolgenden Generationen nur mit Forschung und Wissenschaft gelingen könne: Zukunft heiße Technologie. Bayern habe vier Milliarden Euro und hundert KI-Lehrstühle investiert, um das Land ganz nach vorn zu bringen als die Nummer 1. Ziel sei es, in ganz neue Welten vorzustoßen, von denen man heute noch keine Vorstellung habe. Wissenschaft schaffe mehr Entscheidungspotentiale und zahle sich vor allem langfristig aus. Mit und für junge Menschen wolle man ein Trainingscamp der Zukunft auf- und ausbauen und auf den Spirit junger Leute setzen, die sich in der Wissenschaft einbringen können. Die Forschung vor Ort durch die FHWS sei „kongenial“, so der Ministerpräsident weiter: Er sei besonders beeindruckt von dem Mut der Hochschule, die starke künstliche Intelligenz ins Visier zu nehmen und verkünde daher, dass der Antrag der FHWS, eine „TH“ zu werden, auf den Weg gebracht werden könne. Alles in allem eine „gute Gschicht“, so schloss Söder.
Die Staatsministerin für Digitales in Bayern, Judith Gerlach, betonte den hohen Wert der Anwendungsorientierung der Hochschule Würzburg-Schweinfurt. Das Wissen der FHWS werde in die Wirtschaft transferiert und schaffe so einen Mehrwert für Unternehmen. Diesen Ansatz verfolge und fördere sie mit dem Projekt „KI Transfer Plus“. Darüber hinaus stehe die Frage zentral im Raum, wie Menschen mit KI umgingen: Das menschliche Miteinander mit neuen Technologien könne nur dann gelingen, wenn in der Bevölkerungsbreite eine entsprechende Akzeptanz und Ethik vorhanden sei. Alle seien aufgerufen, sich gestaltend in die neuen Entwicklungen einzubringen.
Der FHWS-Präsident Prof. Dr. Robert Grebner begrüßte mit einem kurzen Blick in die Zukunft der Maschinen, die in der Vergangenheit schon das Arbeiten (Kraftmaschinen) und das Rechnen (Rechenmaschinen) gelernt haben und in Zukunft wohl auch denken können werden: Es entstehen Denkmaschinen. Mit der Fähigkeit, abstrakt und vernünftig zu denken und daraus zweckvolles Handeln abzuleiten, bekommen Maschinen intellektuelle Eigenschaften, die bisher nur dem Menschen vorenthalten waren und werden sich auch vom Menschen emanzipieren, also Aufgaben auch ohne menschliche Programmierung und Dateneingabe erledigen können. Man spricht hier auch von starker KI oder künstlicher allgemeiner Intelligenz (Artificial General Intelligence – AGI). CAIRO will sich neben der konventionellen künstlichen Intelligenz eben mit dieser starken KI auseinandersetzen.
Prof. Dr. Arndt Balzer erläuterte in einem Überblick den geschlossenen Wirkungskreis der Hochschulcenter rund um das CAIRO. Mit sechs neuen Professuren und zehn Stellen für wissenschaftliche Mitarbeitende starte das Center seine Lehr- und Forschungstätigkeit. Über das große Interesse am neuen Masterstudiengang „Artificial Intelligence“ mit deutlich über 800 Bewerbungen für 33 Studienplätze habe sich die Hochschule sehr erfreut gezeigt.
Ziel des CAIRO
Ziel von CAIRO ist es, die zusammenhängenden Felder der kognitiven Intelligenz zu erforschen, diese in ein Anwendungssystem zu bringen und einen übergeordneten Ansatz der Artificial General Intelligence oder starke KI zu realisieren. Aus CAIRO soll ein System hervorgehen, das in der Lage ist, den Umgang mit Sprache, körperlicher Bewegung sowie mit dem universellen Lösen und Lernen im Rahmen sozialer Interaktionen und seiner physischen Umwelt zu erlernen und abstrakt und vernünftig Denken zu können, wie es das menschliche Gehirn kann.
Darüber hinaus ist die künstliche Intelligenz eine Schlüsseltechnologie der digitalen Transformation mit umfassenden Anwendungsmöglichkeiten in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen und Wirtschaftsbranchen: Für die Zukunft des autonomen Automobils sind konventionelle sowie starke KI-basierte Technologien ebenso entscheidend wie für moderne Medizindiagnostik, smarte Energieversorgung, effiziente Logistik oder die Sicherheit der Infrastrukturen im Cyberspace.
Rundgang mit fünf Stationen und Anwendungen der KI
Beim anschließenden Rundgang hatten die Gäste die Möglichkeiten, sich an fünf Stationen konkrete Anwendungen der KI anzusehen und schildern zu lassen. Prof. Dr. Jean Meyer zeigte SPOT, den vierbeinigen Roboter: Er kann Hindernisse wie Treppenstufen überwinden und sich selbständig in der Umgebung orientieren. Über eine KI-gestützte Bildauswertung ist er in der Lage, Objekte in der Umgebung zu erkennen. Das Team RoboPig präsentierte im Rahmen der Robothon Grand Challenge 2022 die Realisation eines komplexen Bewegungsvorgangs eines Roboters. Einen Schach spielenden Roboter führte Prof. Dr. Oliver Bletz-Siebert mit seinem Team vor: Im Projekt „ChessRobertaVision“ werden Robotik, Bildverarbeitung und mathematische Methoden kombiniert. Zwei Doktoranden beschäftigten sich mit dem autonomen Fahren: Ihr kleines Fahrzeug, der JetBot, fährt eigenständig und ohne Eingriff durch Dritte eine definierte Strecke ab. In einem fünften Projekt zeigte der Doktorand Manuel Röder den Einsatz von KI in der Kreativität: Das in der Studie verwendete Programm nutzt elaborierte KI-Methoden, um aus Texteingaben wie etwa „Ein Ritter auf einem Pferd im Stile von Picasso“ Bildausgaben zu erzeugen.
CAIRO in Zahlen Für die Bereitstellung des CAIRO hat der Freistaat 3,3 Millionen Euro und 15 Stellen aus der Hightech-Agenda investiert. Vorgesehen sind in der Gründungsphase vier Professuren und weitere Personal- und Sachressourcen. Die FHWS bringt aus eigenen Mitteln vier weitere KI-Forschungsprofessuren in das Zentrum ein und will zehn weitere KI-Anwendungsprofessuren als Schnittstelle zwischen CAIRO in ihren zehn Fakultäten integrieren.
Insgesamt werden dem Center über 1.600 Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen, in dem künftig über dreißig Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie hundert KI-Masterstudierende an KI-Themen studieren und forschen werden.
Die Ergebnisse der Grundlagenforschung des CAIRO, die auf Basis der Prinzipien offener Wissenschaft veröffentlicht werden, werden innerhalb (mit weiteren Professoren und Forschern) sowie außerhalb (mit Industriepartnerschaften) der FHWS in die Anwendung überführt werden. Durch die Kombination von Ingenieurwissenschaften, mathematischer und statistischer Modellierung sowie maschinellem Lernen und Deep Learning trägt CAIRO zur Entwicklung einer starken Intelligenz in Robotersystemen bei. Die FHWS arbeitet kontinuierlich an der Entwicklung der ersten universellen künstlichen Intelligenz und möchte dazu beitragen, Bayern einen entsprechenden Wettbewerbsvorteil zu sichern.
Weitere Informationen zur künstlichen Intelligenz, zum Center für künstliche Intelligenz und zum Institut CAIRO