Wirtschaftsjunioren Schweinfurt: Klimaanpassung spielerisch lernen mit dem Planspiel MainKassandra
Zunehmende Extremwetterereignisse wie Fluten und Dürren sind nur einige der Auswirkungen des globalen Klimawandels. Um sich vor den Folgen zu schützen, bedarf es der Klimaanpassung. Dazu verfolgt das Bundesumweltministerium einen breiten, interdisziplinären Ansatz und fördert das Projekt „MainKlimaPLUS“ an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS).
MainKlimaPLUS adressiert diese Herausforderungen und entwickelt drei Bildungsangebote, um Akteurinnen und Akteure aus der Industrie und Innovationsregion Unterfranken hinsichtlich ihrer Verantwortungsfunktion zu sensibilisieren. Es soll ihnen dabei helfen, individuelle Maßnahmen zu Klimaschutz und Klimaanpassung zu entwickeln. Nachdem die Regionalstudie, das Teaservideo und das Kartenspiel für produzierende Unternehmen veröffentlicht wurden, wird derzeit das Planspiel „MainKassandra“ fertiggestellt.
Bei diesem Planspiel tauchen zwölf bis 18 Teilnehmende in fiktive Rollen ein und treffen für Unternehmen, die von Ereignissen des Klimawandels betroffen sind, innerhalb von drei Spielrunden Entscheidungen. Dabei gilt es, geeignete Maßnahmen hinsichtlich der Bedrohung und der spezifischen Kennzahlen des Unternehmens zu treffen. Für die Durchführung ist kein klimabezogenes Vorwissen oder die Ausübung einer spezifischen Funktion im Bereich Umwelt oder Nachhaltigkeit erforderlich.
Der Ansatz des Game-based Learnings fördert informelles Lernen, indem reale Probleme gestellt und interaktiv bearbeitet werden. Zudem verschärft sich das Handlungsbewusstsein, es verspricht Lernerfolge und verbessert die Fähigkeit, Wissen praktisch anzuwenden.
„MainKassandra“ wurde zum dritten Mal erfolgreich durchgespielt; diesmal mit Teilnehmenden der Wirtschaftsjuniorinnen und -junioren Schweinfurt (WJ). Nach einer Begrüßungs- und Vorstellungsrunde im THWS-Werk:raum und dem Briefing zur Einführung in die Spielmaterialien und -systematik nahmen die Teilnehmenden ihre jeweiligen Rollen im Spiel ein und trafen als Geschäftsführende, Personalleitende und Finanz-Analysten Entscheidungen für Unternehmen, um Starkregenereignissen, politischen Vorgaben und Ideenwettbewerben der Bundesregierung wirtschaftlich effektiv zu begegnen. Gespielt wurde in drei Runden, die jeweils unterschiedliche Aufgaben verfolgten.
Zunächst galt es, sich in der Start-Runde mit den Spielmaterialien vertraut zu machen. Dabei arbeiteten die Spielenden mit einem interaktiven, digitalen Maßnahmenkatalog: Er beinhaltet 75 Handlungsmöglichkeiten, die mit genau bezifferten Kosten verbunden sind und mit sogenannten KassandraTalern bezahlt werden. Auch spezifische Unternehmenskennzahlen haben Einfluss auf die Handlungsmöglichkeiten.
Schnell entstanden Diskussionen, gefördert durch die unterschiedlichen Rollen und die fachlich heterogenen Teams. Es wurden erste Strategiekonzepte entwickelt und im Plenum vorgestellt. Die zweite Runde (Collaboration) fördert die Zusammenarbeit, um den Klimawandel im Kollektiv zu bewältigen. Hierbei galt es, Sonderaufgaben innerhalb der Unternehmensteams zu bearbeiten und intelligente Lösungen und Kooperationen aufzuzeigen. Abschließend konnten in der dritten Runde (Reshape) die Erkenntnisse der vorangegangenen Spielrunden nachverfolgt und zusätzlich eigene Maßnahmen entwickelt werden.
Die Stimmung im Workshop sei sehr gut gewesen und „die Arbeitsatmosphäre hätte nicht besser sein können, motivierte und inspirierte Teilnehmende, genau das möchten wir mit unserem Angebot erreichen“, stellt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Sophie Fischer fest. Die dritte Runde sei erfolgreich verlaufen und habe dazu beigetragen, die Spielmaterialien optimal weiterzuentwickeln. Mit jeder Durchführung „steigen die Lessons Learned und im Team die Begeisterung zu sehen, welch raffiniertes, umfangreiches Planspiel über die Projektzeit entwickelt wurde“.
Das Planspiel basiert auf vorangegangenen empirischen Analysen und baut auf den vorherigen Bildungsangeboten auf. Damit sollen zielgruppengerechte Angebote für Wirtschaftsakteurinnen und -akteure geschaffen werden. „Wir möchten den globalen Themenkomplex runterbrechen und den individuellen Handlungsbedarf aufzeigen. Dabei gilt es jedoch nicht, den moralischen Zeigefinger zu erheben“, konstatiert Sophie Fischer. Vielmehr solle ein Bewusstsein geschaffen werden, dass „Beginnen“ und erste Maßnahmen bereits sehr niederschwellig und ohne einen hohen Einsatz von Ressourcen erfolgen können.
Eine Besonderheit sei, so Fischer weiter, die spontan entstandene, interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb des Teams im Institut Digital Engineering (IDEE) an der THWS: Nachdem in der zweiten Spielrunde noch eine lange, mit komplexen Formelbezügen bestückte Excel-Liste als Maßnahmenkatalog verwendet wurde, verwandelte ihr Kollege Silvio Lang diese Liste mittels der Programmiersprache Phyton in eine nutzerfreundliche Schnittstelle. An dieser Stelle zeige sich der besondere Wert, der mit interdisziplinär besetzen Instituten und Forschungsprojekten einhergehe.
Die positiven Evaluationen des Planspiels sprächen für sich, lautete das Fazit der Wirtschaftsjunioren-Vorstandsvorsitzenden Anna Meusert. Sie betonte, „dass das Planspiel wirklich einen Mehrwert schafft, indem man sich mit konkreten Ereignissen und deren Lösungsansätzen auseinandersetzt“. Planmäßig werden die Spielmaterialien mit einer Objektbezeichnung (DOI) versehen und über die THWS und assoziierte Partner kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auch eine strategische Platzierung des Workshops im Aus- und Weiterbildungssegment der Projektpartner und des Campus Weiterbildung sind in Planung.
Verantwortlich für die Organisation und Durchführung ist das Projektteam, bestehend aus Projektleiter Prof. Dr.-Ing Jan Schmitt, Sophie Fischer und den studentischen Hilfskräften Lena Lauc, Vanessa Faulstich und Marius Fischer. Sie blicken, so Fischer, mit Freude und Stolz auf die im Projekt veröffentlichten Angebote und Teilnahmen an externen Veranstaltungen und freuen sich darauf, bis Ende Juni 2023 die Spielmaterialien erfolgreich abschließen zu können.
Weitere Informationen unter MainKlimaPLUS
Kontakt: Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt
Institut Digital Engineering (IDEE)
Jan Schmitt
Sophie Fischer