Was ist ein Robotiker: Hochschulen, Industrie und Institutionen formulieren Studien- und Berufsbild
Mobil-, Service- und Industrieroboter gewinnen in Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und im Alltag rasant an Bedeutung. Technologien der Robotik sowie der Künstlichen Intelligenz etablieren sich zunehmend und dominieren immer mehr Arbeits- und Lebensbereiche, prägen Tätigkeits- und Lebensqualitäten. Unternehmen und Institutionen suchen dringend Robotik-Ingenieure und versiertes Personal zur (Weiter-) Entwicklung und Integration von Robotik-Systemen - anwendungs- und anwenderbezogen, branchenübergreifend, international, interdisziplinär.
Die Hochschule Würzburg-Schweinfurt begrüßte im Rahmen des „1st International Roboticist Forum“ Vertreter von elf bayerischen Hochschulen sowie Vertreter aus 16 Unternehmen und Institutionen. Zu den Gästen zählte auch eine Delegation der chinesischen Shenzhen Technology University, einer Partneruniversität der FHWS.
Ziel des Forums war es, das Studien- und Berufsbild eines Robotik-Ingenieurs, eines sogenannten „Robotikers“, zu diskutieren und daraus eine Blaupause für weltweit kongruente Robotik-Studienprogramme abzuleiten. „Ein attraktives und standardisiertes Berufsbild `angewandter` Robotiker“, so FHWS-Präsident Professor Dr. Grebner, „unterstützt die Wirtschaft bei der notwendigen und beschleunigten Integration intelligenter Robotersysteme in Arbeitsprozesse und befördert somit die Volkswirtschaft insgesamt.“
In zehn Vorträgen und drei Workshops wurden Inhalte und Anwendungsmöglichkeiten von Robotern dargestellt und abschließend das Berufsbild des Robotikers „made in Bavaria“ definiert. Neben vielen Impulsvorträgen gab es drei Keynote-Vorträge, die Robotik und ihre Auswirkung auf den Arbeitsmarkt analysierten.
Ralf-Michael Franke, CEO der Siemens Factory Automation, berichtete über das Potenzial von Robotern in digitalisierten Fabriken und unterstrich die zu beobachtende Markterweiterung und Verbreitung von Robotern.
Professor Dr. Ulrich Walwei, Direktor des Institutes für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB), erläuterte die Substitutionseffekte der Digitalisierung in der Arbeitswelt. Man dürfe nicht den Fehler machen, die Substitutionseffekte nur im negativen Kontext zu begreifen.
Und auch Professor Dr. Qitao Lue aus Shenzhen, der über den chinesischen Robotermarkt berichtete, erklärte, dass mit dem Verfall von Roboterpreisen auch die Durchdringung dieser Maschinen in vielen Anwendungsbereichen steigen werde. Er bemerkte auch, dass aufgrund anderer gesellschaftlicher Strukturen in China die Substitution von menschlicher Arbeitsleistung durch Roboter erheblich einfacher vonstattengehen könne.
Hochschulen sind durch die ausgerufenen Digitalisierungsprogramme des Freistaates in der Lage, neue und für alle Branchen (von Industrie über Landwirtschaft bis zur Gesundheit) notwendige (akademische) Ausbildungsbereiche zu erschließen. Da Robotik und Künstliche Intelligenz zu den wichtigsten Zukunftsfeldern zählen, sind diese Bereiche der Garant für den Verbleib der Produktion in Industrieländern und gewährlisten die Sicherung qualifizierter Arbeitsplätze.
Das Bayerische Kabinett entschied im Sommer 2018, am Hochschulstandort in Schweinfurt ein Center für Robotik zu errichten. Den dazugehörigen Studiengang Robotik will die FHWS zusammen mit der chinesischen Shenzhen Technology University sowohl in Schweinfurt, als auch in Shenzhen als „Welt-Zwilling“ in englischer Sprache ab 2020 anbieten.
„Die Robotik ist ein schnell wachsendes und facettenreiches Themengebiet“, betonte Professor Dr. Robert Grebner. „Um die angehenden Robotiker fit für die Herausforderungen der Praxis zu machen, ist es wichtig, die Schwerpunkte der akademischen Ausbildung auf den Bedarf der Unternehmen auszurichten. Die lebhaften Diskussionen der vergangenen beiden Tage haben das bestätigt.“