Transkontinentale Vernetzung von Medizintechnik und Künstlicher Intelligenz am IMES in Schweinfurt
Künstliche Intelligenz (KI) dringt immer stärker in alle Lebensbereiche vor und etabliert sich zur Querschnittswissenschaft in vielen Fachdisziplinen. Zu einem einwöchigen Arbeitstreffen über KI-Anwendungen in der Medizin besuchte der chinesische Informatiker und KI-Forscher Professor Dr. Bo Jin von der Dalian University of Technology in Dalian, China, das Institut für Medizintechnik Schweinfurt (IMES) an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt (FHWS).
Wie kann Künstliche Intelligenz gewinnbringend in der Medizin zum Einsatz kommen? Können smarte Algorithmen und Verfahren der Künstlichen Intelligenz mit medizintechnischen Diagnosesystemen kombiniert werden? Welche neuen Einsatzmöglichkeiten bietet die Kombination von Medizintechnik und Künstlicher Intelligenz? Diese Fragen diskutierten der Leiter des Instituts für Medizintechnik Schweinfurt, Professor Dr. Walter Kullmann, und seine Mitarbeiter Ying Zhao und Benedikt Keßler in einem einwöchigen Arbeitstreffen mit dem chinesischen Informatiker und KI-Forscher Professor Dr. Bo Jin von der chinesischen Dalian University of Technology in Dalian, China.
In einem Übersichtsvortrag für fachlich interessierte Hörer aus allen Fakultäten der Hochschule referierte Professor Jin über den Einsatz von Methoden der Künstlichen Intelligenz in der Diagnostik von Parkinson-Patienten, bei der Verschreibung von Medikamenten und bei der Suche von Patienten nach geeigneten Diagnose- und Therapie-Einrichtungen in China.
Bei der Entwicklung neuer und verbesserter Methoden der Künstlichen Intelligenz können die Medizintechnik und Neurowissenschaften einen wesentlichen Beitrag neben der Informatik und Mathematik liefern. Im EEG-Labor des IMES beschäftigten sich die interdisziplinären Spezialisten mit Fragestellungen zur nichtinvasiven Messung von elektrischen Gehirnaktivitäten. Nach optischen und akustischen Stimulationen von Versuchspersonen oder während dem Lösen von kognitiven Aufgaben können ausgelöste elektrische Aktivitäten im Gehirn, so genannte evozierte Potentiale, zeitaufgelöst detektiert und lokalisiert werden. Mit anschließenden Modellrechnungen und Computersimulationen wird versucht, Funktionen des Gehirns bei der Informationsverarbeitung zu verstehen und die Ergebnisse auf künstliche technische Systeme zu übertragen. In nicht allzu ferner Zukunft, so Kullmann, können Hybridsysteme aus menschlichem Gehirn und artifiziellen technischen Systemen neue Anwendungsmöglichkeiten sowohl in der medizinischen Diagnostik und Therapie, als auch im industriellen Umfeld eröffnen.
Neben seiner Forschungstätigkeit auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz an der Fakultät für Informatik und Technologie der Technischen Universität in Dalian ist Professor Bo Jin auch Mitglied der Fakultät für Innovation und Entrepreneurship. In dieser Funktion interessiert er sich besonders für Möglichkeiten der Markteinführung von technischen Innovationen. Medizintechnische Entwicklungen des IMES, wie mobile Funktionsdemonstratoren für die kardiovaskuläre Diagnostik, elektro-optische Assistenzsysteme zur Unterstützung von Reha-Maßnahmen und zur Kommunikation mit schwerstbehinderten, gelähmten Patienten sowie neuartige Methoden der Frühdiagnostik mittels Atemgasmessung standen im Mittelpunkt der Diskussionen und könnten auch für den chinesischen Markt von Interesse sein.
Für die Zukunft ist ein intensiver Gedankenaustausch zwischen der Arbeitsgruppe von Professor Bo Jin an der chinesischen Dalian University of Technology, Dalian, und dem Institut für Medizintechnik Schweinfurt geplant.