THWS-Studierende beschäftigen sich mit aktuellen Fragen der Logistik und entwickeln Lösungen
Logistik heißt Koordination, Planung, Steuerung, Überwachung und Optimierung der Bestell-, Transport- und Lagerprozesse vom Wareneingang bis hin zur Auslieferung zwischen und in Unternehmen. Diese Abläufe lernen Logistik-Studierende an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) kennen und testen sie anwendungsorientiert im Logistik-Labor sowie vor Ort in Unternehmen. In der Abschluss-Präsentation des Wintersemesters stellten rund 35 Logistik-Studierende ihre Projekte vor, die sie in fünf Teams unter Leitung von Professorinnen und Professoren realisiert haben. Moderiert wurde die Präsentation von Prof. Dr. Norbert Schmidt, Studiengangleiter für den deutschen und englischsprachigen Studiengang Logistik an der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen.
Das studentische Team mit Prof. Dr.-Ing. Peik Bremer befasste sich mit einem Ortungssystem für Innenräume. Die Aufgabe für die sechs angehenden Logistikerinnen und Logistiker: Herausfinden, ob Positionsangaben einer Indoor-Positionierungstechnologie hinreichend genau sind, um das herkömmliche Scannen von Lagerplatz-Barcodes zu ersetzen. Damit soll die aufwändige manuelle Identifikation des Lagerplatzes durch eine automatische Bestätigung im Hintergrund ersetzt werden.
Die Studierenden nahmen mit einem Laser-Distanzmessgerät die exakten Koordinaten der Fachboden-Regale auf und testeten dann die Genauigkeit des Ortungssystems. Diese wird negativ beeinflusst unter anderem durch die Vielzahl von Installationen aus Metall und die niedrige Deckenhöhe im Labor, aber auch durch die Körperschatten von Mitarbeitenden, die sich im Regalsystem bewegen.
Ein zweites Team mit Prof. Dr.-Ing. Peik Bremer richtete einen digitalen Zwilling des Fachboden-Regalsystems in einem 3D-Simulationssystem ein und entwickelte eine Schnittstelle, über die Positionsdaten aus dem Ortungssystem im Simulationssystem in Echtzeit angezeigt werden können.
Beide Projekte arbeiten einem Forschungsprojekt zu, das von der Hans-Wilhelm-Renkhoff-Stiftung unterstützt wird.
In Kooperation mit dem Schweinfurter Unternehmen ML Lubrication GmbH wurde in einem weiteren Projekt unter Leitung von Frau Prof. Dr. Birgit Gampl das Thema Kohlendioxid-Fußabdruck (CO2-Fußabdruck eines Unternehmens oder auch „Corporate Carbon Footprint“) bearbeitet. Das Ziel der Studierenden war die Ermittlung der CO2-Emissionen in bestimmten Bereichen: Mittels einer Mitarbeiterumfrage wurden die Arbeitswege analysiert und auf Basis der jeweils genutzten Verkehrsmittel die CO2-Emissionen abgeleitet. Außerdem analysierte die Gruppe den CO2-Ausstoß beim Transport von Produkten zwischen zwei unternehmenseigenen Lagern und unterstützte bei der geplanten Berechnung von CO2-Emissionen auf Produktebene.
Aus der Analyse wurden Maßnahmen abgeleitet, wie zum Beispiel die Erhöhung des Nutzungsgrad der eigens erzeugten regenerativen Energien aus Photovoltaikanlagen. Hier könnten durch die Installation von Ladestationen für E-Autos auf dem Unternehmensgelände Anreize für die Mitarbeitenden geschaffen wer-den auf E-Mobilität umzusteigen. Auch könnten Speditionsfahrzeuge für die interne Warenlogistik auf E-Mobilität umgerüstet werden. Um die CO2-Emissionen aus dem Bereich „Pendeln“ weiter zu reduzieren, könnten Anreize geschaffen werden, öffentliche Verkehrsmittel (Jobticket) oder das Fahrrad (Fahrradleasing) zu nutzen.
Die Lehrkraft für besondere Aufgaben, Jan Senner, entwickelte mit seinem studentischen Team eine Mensch-Maschine-Schnittstelle für das Lager- und Kommissioniersystem SimPick: Das Team sollte eine geeignete Software zur Visualisierung finden und die Prozesse des SimPick-Kommissioniersystems im Logistik-Labor darstellen. Anschließend war gewünscht, die Verbindung zwischen der speicherprogrammierbaren Steuerung (PLC) und dem PC aufzubauen, sie in Betrieb zu nehmen und die Prozesse zu dokumentieren sowie ein Board zu konzipieren, das Benutzenden die Kommunikation mit Maschinen, Computerprogrammen oder Systemen ermöglicht.
Acht Studierende unter der Leitung von Prof. Dr. Hannes Huttelmaier hatten die Aufgabe, für die Grimm GmbH Spedition aus Kleinrinderfeld zum einen das Direktkundengeschäft und zum anderen die Arbeitgeberattraktivität zu steigern. Dazu entwickelten die Studierenden zunächst mittels Interviews und Befragungen ein tieferes Verständnis für die Zielgruppen (Lkw-Fahrer und Kunden). Diese Erkenntnisse wurden in detaillierten Personas und Customer bzw. Candidate Journeys festgehalten. Eine Persona macht dabei ein Zielsegment greifbar, indem sie es in Form einer fiktiven, prototypischen Person hinsichtlich demografischer Merkmale, Bedürfnisse und Verhaltensweisen beschreibt. Darauf aufbauend hilft eine Customer bzw. Candidate Journey zu verstehen, wie die „Reise“ der jeweiligen Zielgruppe vom Auftreten eines Problems (z.B. Unzufriedenheit im bisherigen Job) über verschiedene Kontaktpunkte mit dem Unternehmen bis hin zum definierten Ziel (z.B. Unterzeichnung des Arbeitsvertrags) aussieht. Besonderes Augenmerk wurde daraufgelegt, welche spezifischen Kanäle in den einzelnen Phasen genutzt werden und welche Probleme, Ziele, Fragen oder Bedürfnisse in den einzelnen Phasen auftreten.
Darauf aufbauend wurden Strategien und konkrete Maßnahmen abgeleitet. So entwickelten die Studierenden Konzepte für die Ansprache in digitalen und physischen Kanälen und setzten diese direkt in Stellenanzeigen, Social Media Posts, keyword-optimierten Google-Ads-Kampagnen, Videos und Flyern um. Darüber hinaus wurden die wichtigsten Touchpoints entlang des Bewerbungsprozesses und darüber hinaus optimiert, um neue Mitarbeiter auch langfristig zu binden, Listen mit potenziell attraktiven Kunden erstellt und Routenoptimierungen vorgenommen.
Im Anschluss an die einzelnen Präsentationen konnten Nachfragen gestellt und die Vorschläge diskutiert werden.
Kontakt: Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt
Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen
Prof. Dr. Norbert Schmidt
Konrad-Zuse-Str. 2
97421 Schweinfurt
09721 940-8693