Studie stellt fest: YouTube von trivialer Unterhaltung geprägt und von Produktwerbung durchzogen
Die Videoplattform YouTube ist vornehmlich von trivialer, stark emotionalisierter Unterhaltung geprägt und von Produktwerbung durchzogen. Zu diesem Ergebnis gelangt eine neue Studie des Kommunikationswissenschaftlers Professor Dr. Lutz Frühbrodt, der den Master-Studiengang „Fachjournalismus und Unternehmenskommunikation“ an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) leitet.
Die rund 150seitige Studie mit dem Titel „Unboxing YouTube: Das Netzwerk der Profis und Profiteure“ ist in der Schriftenreihe der Otto Brenner Stiftung (Frankfurt/Main) erschienen. Frühbrodt und seine Co-Autorin Annette Floren haben die hundert in Deutschland betriebenen YouTube-Kanäle mit den meisten Abonnenten untersucht. Mit Abonnentenzahlen zwischen sieben und rund einer Million üben diese Kanäle eine erhebliche Meinungsmacht aus.
Über das Ergebnis der Auswertung sagt Frühbrodt: „Wenn zuvorderst Comedy, Streiche, Online-Spiele und Schmink-Tipps das ‚Programm‘ beherrschen, dann wird den Heranwachsenden ein falsches Bild von der gesellschaftlichen Realität vorgegaukelt.“ Ganze vier der hundert Kanäle hätten informierenden Charakter. „Da zwei Drittel der Jugendlichen in Deutschland täglich YouTube nutzen und zunehmend sogar kleinere Kinder sich hier Videos anschauen, muss der Befund unserer Analyse als besorgniserregend betrachtet werden“, so Frühbrodt weiter.
Eine herausragende Stellung auf den populärsten YouTube-Kanälen in Deutschland nehmen die sogenannten Influencer ein. So sind unter den Top-20-Kanälen allein 15 digitale Meinungsführer vertreten. Frühbrodt hält deren gesellschaftspolitische „Botschaften“ für fragwürdig. Dazu gehörten überkommene Rollenbilder von Mann und Frau sowie Konsumismus: „Die große Mehrheit predigt zudem einen ungezügelten Konsum. Dies zeigt sich zum Beispiel darin zeigt, dass bekannte Influencer Luxusprodukte wie teure Sportwagen und Designeruhren in aufreizender Pose präsentieren.“ Zudem würden häufig bewusst werbliche Inhalte mit redaktionellen vermengt und diese Videos dann widerrechtlich nicht als Werbung gekennzeichnet.
Die Autoren möchten mit ihrer Studie eine gesellschaftliche Debatte über die Inhalte in sozialen Medien wie YouTube anstoßen. Bereits kurz nach Erscheinen haben zahlreiche, meist überregionale Medien über die Studie berichtet.
Weitere Informationen unter Unboxing Youtube