Startschuss für neuen THWS-Standort in Amman
Das Morgen gestalten und schon heute damit beginnen: Unter diesem Motto ist ein neuer Standort der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) in Amman feierlich eröffnet worden. Damit können Studierende aus dem arabischsprachigen Raum in zwei Schlüsselbereichen die deutschen Studienabschlüsse Soziale Arbeit und Wasserstofftechnik erwerben, ohne in den ersten beiden Studienjahren nach Würzburg oder Schweinfurt ziehen zu müssen.
Mit dem Startschuss für die sogenannten „Hosted Programmes“ zündet die THWS ihre nächste Internationalisierungsstufe und hat einen eigenen Hochschulstandort in Jordanien, ab 2024 auch mit eigenen Räumlichkeiten am Campus Amman der German Jordanian University (GJU). Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) fördert die Initiative mit einer Anschubfinanzierung von mehr als einer Million Euro für den Zeitraum 2023-2026.
Hochschulpräsident Prof. Dr. Robert Grebner eröffnete den neuen Campus in Jordanien am 23.07.2023 zusammen mit GJU-Präsident Prof. Ala’aldeen Al-Halhouli im Beisein von Vertretern der THWS, darunter Vizepräsident Prof. Dr. Achim Förster, Projektkoordinator Prof. Dr. Ralf Roßkopf und Teilen des International-Office-Teams unter Leitung von Dr. Daniel Wimmer. Zugegen war außerdem der Präsident der jordanischen Akkreditierungskommission für das Hochschulwesen Prof. Dr. Thafer Assaraira.
Trilinguale Studienabgänger
Damit können bereits im Oktober 2023 arabischsprachige Studierende in Amman mit einem Vorbereitungsjahr starten, das sie auf den Studienstart nach dem Curriculum der THWS vorbereiten soll. Durch dieses Vorbereitungsjahr erhalten sie außerdem die deutsche Hochschulzugangsberechtigung und erwerben deutsche Sprachkenntnisse, um sich im Verlauf ihres Studiums in deutschsprachige Lehrveranstaltungen zu integrieren. Die ersten vier Semester finden in Jordanien und überwiegend auf Englisch statt. Die folgenden drei der insgesamt sieben Semester werden in Deutschland in deutscher Sprache durchlaufen, mit einer Praxisphase in Unternehmen und Institutionen. So qualifizieren sich trilinguale Studienabgänger, die nicht nur in Deutschland und Jordanien begehrt sein werden, sondern auch international arbeiten können.
Das Erfolgsmodell einer praxisorientierten Hochschule für angewandte Wissenschaften wird damit aus Bayern nach Jordanien exportiert. Wissenschaftsminister Markus Blume betont: „Diese Kooperation ist ein echter Gewinn – und zwar für beide Seiten: Zusammen mit dem Partner German Jordanian University bildet die THWS Fachkräfte für zentrale Zukunftsbranchen in beiden Ländern aus! Klar ist: Die Qualität des bayerischen Studiums ist ein Exportschlager. Das einzigartige Projekt sorgt für hohe Standards und ist für die Studierenden eine tolle berufliche und kulturelle Chance. Herzlichen Dank an die THWS, sie leistet hier Pionierarbeit.“
Insbesondere transferiert die THWS die etablierten Curricula ihrer Studiengänge Soziale Arbeit und Wasserstofftechnik in den arabischen Raum. Beide Bereiche gelten als Wachstumsbranchen: Ingenieurinnen und Ingenieure sollen Wasserstoffanlagen und -systeme entwickeln und betreiben können und so einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende leisten. In Deutschland werden Angehörige der Sozialen Arbeit händeringend gesucht – in Jordanien muss sich dieser Berufszweig erst noch weiter professionalisieren. Die frühzeitige Integration in Sprache und Kultur wird es Absolventinnen und Absolventen erleichtern, in beiden Ländern und Regionen Fuß zu fassen. Gezielt wird dabei nicht nur auf jordanische Studieninteressierte, sondern auch auf solche des gesamten arabischsprachigen Raums.
Fachkräftemangel entgegenwirken
„Die THWS ist glücklich und auch etwas stolz, ein so bedeutendes gesellschaftliches Thema unterstützen zu können“, betonte THWS-Präsident Prof. Dr. Grebner. „Mit dem Campus der THWS in Amman wird nicht nur die Technische Hochschule in Würzburg und Schweinfurt weltweit sichtbarer, sondern auch das bayerische Hochschulsystem und hier insbesondere die Hochschulen für angewandte Wissenschaften.“ Grebner sieht besonderes Potenzial in der Verbindung beider Länder für die Energiewende: „Unsere Hochschule hat sofort nach der Veröffentlichung der Wasserstoffstrategie Bayerns im Jahr 2019 beschlossen, ein Studienprogramm für Wasserstoffingenieure einzurichten, das 2021 gestartet ist – bis heute der einzige grundständige Bachelorstudiengang in Wasserstofftechnologie.“ Der Vizepräsident für Studium, Lehre und Weiterbildung, Prof. Dr. Achim Förster kommentiert: „Als Bildungseinrichtung wollen wir dem Fachkräftemangel entgegenwirken, indem wir dringend benötigte Ingenieurinnen und Ingenieure für unser Land zur Verfügung stellen. Für die Wasserstoffproduktion werden südliche Länder eine wichtige Rolle spielen – hier hat die THWS ihren langjährigen Partner, die German Jordan University (GJU), mit ins Boot geholt, an der unser Projektkoordinator Prof. Dr. Ralf Roßkopf auch drei Jahre Vizepräsident gewesen ist.“
Potenzial für weitere „Hosted Programmes“
Prof. Dr. Ralf Roßkopf betont den Triple-Win-Ansatz beider Programme: „Für Jordanien fördern wir Kapazitätsaufbau, Entlastung des gesättigten Arbeitsmarkts und existenzielle Rücküberweisungen. Für Deutschland sichern wir Arbeitskräfte. Für die von Arbeitslosigkeit bedrohten jungen Menschen schaffen wir eine Zukunftsperspektive. Soziale Arbeit ist für die Fürsorge für Menschen da, Wasserstofftechnik für die Erhaltung der Umgebung des Menschen.“
GJU-Präsident Prof. Ala'aldeen Al-Halhouli, der selbst in Deutschland studiert und gearbeitet hat, freut sich über die enge Zusammenarbeit mit der THWS: „Aber da ist noch Potenzial für weitere „Hosted Programmes“ und andere Formen der Kooperation. Die GJU steht für die Anschlussfähigkeit ihrer Studierenden auf dem Arbeitsmarkt – in Jordanien, international und insbesondere auch in Deutschland.“
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