Schweinfurter Volksfest: THWS-Studierende untersuchen Mechanik von Fahrgeschäften
Raus aus dem Hörsaal, rein in die Praxis: Der Besuch des Schweinfurter Volksfests durch Studierende des Studiengangs Maschinenbau und in diesem Jahr erstmalig auch des internationalen Studiengangs Mechatronics vor der eigentlichen Eröffnung des Spielbetriebs ist bereits eine gute Tradition. Die Betreiber dreier Fahrgastgeschäfte haben den Studierenden Einblicke hinter die Kulissen gewährt und Auskünfte über technische und wirtschaftliche Aspekte der Zunft gegeben.
Den Auftakt machte das 65m hohe und 150 Tonnen schwere Fahrgastgeschäft „Infinity“. Der Transport geschieht mit vier LKW, die am Aufstellungsort auf geschickte Weise mit einander verbunden werden und damit sowohl die Basis als auch den Aufbau für die Attraktion bilden. Das Besondere: Auf- und Abbau können ohne einen zusätzlichen Kran erfolgen, was die Wirtschaftlichkeit erhöht. Das Geschäft wird von fünf Personen betrieben. Während der Aufbau eineinhalb bis zwei Tage beansprucht, dauert der Abbau nur sechs Stunden. Während der Fahrt, die teilweise kopfüber erfolgt, werden eine Geschwindigkeit von 120 Stundenkilometern sowie Beschleunigungen bis zum fünffachen der Erdbeschleunigung (5 g) erreicht.
An der Achterbahn „Feuer und Eis“ erläuterte Roland Barth die Besonderheiten seines sogenannten Power-Coasters. Anders als bei schwerkraftbetriebenen Achterbahnen werden die Wagen von insgesamt zehn Motoren elektrisch angetrieben, sodass die Geschwindigkeit während der Fahrt durch den Betreiber nach Belieben vorgegeben werden kann. Bei bis zu 50 Stundenkilometern werden sowohl das Schienensystem, als auch die Stromabnehmer stark beansprucht. Die Stromabnehmer verschleißen schnell und müssen regelmäßig erneuert werden. Bei einem Stückpreis ab 70 Euro und insgesamt zwanzig Abnehmern am Fahrzeug entstehen damit hohe Betriebskosten, die erst einmal erwirtschaftet werden müssen. Die rund 300 kg schweren Schienensegmente müssen mit einem Kran montiert werden, was weitere Kosten verursacht. Für die Standsicherheit sorgen zwei Wasserbecken mit jeweils 30.000 Litern Fassungsvermögen. Je nach Spielort wird der Power-Coaster noch mit Feuerfontänen ergänzt. Auch dieses Fahrgastgeschäft benötigt ca. zwei Tage für den Aufbau, wobei der Aufbau mit viel Mühe auch in einem Tag erfolgen kann, wie der Betreiber betonte.
Wahrzeichen des Volksfest: Riesenrad
Das weithin sichtbare Wahrzeichen des Volksfests stellt das 50m hohe Riesenrad „Jupiter“ dar. Rudolph Barth – Betreiber des Familienbetriebes in nunmehr sechster Generation – erläuterte, wie das Riesenrad mit acht Tiefladern von bis zu 24m Länge und 60 Tonnen Gewicht transportiert wird. Angetrieben durch vier Motoren sogt eine ausgeklügelte Fahrautomatik für eine gleichmäßige Beladung. Dadurch kann das gewaltige Fahrgeschäft mit einer vergleichsweise niedrigen Antriebsleistung von 50kW energieschonend angetrieben werden. Mehr als 30.000 LEDs sorgen für eine eindrucksvolle Illumination, regelmäßige TÜV-Inspektionen für die Sicherheit. In 2018 wurden die bislang offenen Gondeln durch geschlossene Gondeln ersetzt, was den Sicherheitsbedürfnissen von Familien mit Kindern entgegenkommt und auch erlaubt, Weihnachtsmärkte in der kalten Jahreszeit zu bespielen.
Zufriedene Gesichter bei den Studierenden und Erkenntnisse darüber, wozu das im Studium erworbene Wissen in Technischer Mechanik, Maschinendynamik sowie Betriebsfestigkeit Anwendung finden kann, machten die Exkursion erneut zu einer gelungenen Veranstaltung. Im Namen der Studierenden dankte Prof. Dr. Stefan Schreiber den Betreibern für die Informationen und die „wissenschaftlichen Probefahrten“ sowie Manuel Nastvogel vom Schweinfurter Amt für öffentliche Ordnung für die Organisation.
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