Schweinfurter Robotiker ziehen Bilanz: Neuer Studiengang blickt auf erfolgreiches erstes Jahr zurück
Miterleben, wie Visionen Wirklichkeit werden – so lautet das inoffizielle Fazit des ersten, erfolgreichen Jahres für den Bachelorstudiengang Robotik / Robotics, der im Oktober 2020 gestartet ist. Während einer Feier unter Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen übergaben der Präsident der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS), Prof. Dr. Robert Grebner, und der Schweinfurter Oberbürgermeister Sebastian Remelé Preise an die Gewinner mehrerer studentischer Wettbewerbe und blickten auf die Anfänge zurück.
Das Ziel von Prof. Grebner war nichts weniger, als das Profil der Hochschule und die Bedarfe des Industriestandorts Schweinfurt anzupassen und die Hochschule fit für die Zukunft zu machen. Er erinnerte in seiner Rede an die Absicht des Freistaats Bayern im Jahr 2013 – „Bayern muss digital werden – aber was heißt das eigentlich für die Hochschule?“ Mit diesem Denkanstoß startete die Vision, digitale und intelligente Fertigung zu fördern, was gerade durch ein Zentrum der Robotik in Schweinfurt den umliegenden Unternehmen zugutekommt. Dass dies ein ziemlich hochgestecktes Ziel war, war dem Präsidenten durchaus klar. „Eine Vision ist das, was nur Du sehen kannst!“, diese Erkenntnis habe ihm in der Anfangsphase sehr geholfen.
Oberbürgermeister Remelé gab offen zu: „Anfangs war ich nicht überzeugt, dass das auch funktionieren würde. Aber es wurde alles umgesetzt: Die Studierenden kommen aus der ganzen Welt nach Schweinfurt – Schweinfurt ist eine Marke geworden für gute Forschung und Entwicklung.“ Der deutschsprachige Studiengang Robotik zählte bereits im ersten Jahr seiner Einführung mehr Erstsemesterstudierende als mehrere der langjährig etablierten Ingenieursstudiengänge in Schweinfurt. Auch im englischsprachigen Studiengang Robotics war das Interesse riesig. Von den mehr als 300 Bewerbern konnte Corona-bedingt aber nur ein Bruchteil im Wintersemester 2020 starten.
Prof. Dr. Martin Ochs, Dekan der Fakultät Elektrotechnik, an der der Robotik-Studiengang angesiedelt ist, betonte die besondere Bedeutung der Robotik für die Fakultät: „Der Studiengang war für die Elektrotechnik ein Glücksfall!“ Die Thematik habe nicht nur sehr gut zum bestehenden Angebot gepasst. Es sei dadurch auch eine völlig neue Zielgruppe von Studieninteressierten angesprochen worden. So hätten die vorhandenen Bachelorstudiengänge wie Elektro- und Informationstechnik oder Mechatronik deswegen keine Bewerber verloren, sondern die Attraktivität des Angebots der Fakultät insgesamt sei gestiegen.
Prof. Dr. Tobias Kaupp, Leiter des Center Robotics (CERI), in dem die Forschungstätigkeiten gebündelt sind, stellte ebenfalls die besonderen Umstände heraus: „Das hat es noch nie gegeben, dass zum Start eines Studiengangs bereits die benötigten Ressourcen genehmigt waren. Wir konnten sofort unter den besten Bedingungen loslegen.“ Man müsse nur einmal durch das Gebäude am Konrad-Geiger-Campus laufen und sich umschauen, verdeutlichte Dekan Ochs: „Was im letzten Jahr hier entstanden ist überaus beeindruckend. Da sieht man mal, was man mit motivierten Leuten und genügend Mitteln alles erreichen kann! Aber einfach Ausrüstung und Technik kaufen kann jeder – damit solche Erfolge erzielt werden können, muss enorm viel Arbeit und Zeit investiert werden.“ Davon konnten sich die Besucher im Anschluss auch selbst überzeugen, als die Gewinner der internationalen Wettbewerbe RoboCup@Work und Robothon Grand Challenge ihre Arbeiten in den Laboren präsentierten.
Auch für Prof. Dr. Jochen Seufert, Dekan der Fakultät Angewandte Natur- und Geisteswissenschaften, war die Feier ein Grund, zufrieden auf das Erreichte zurückzublicken. Da der Robotik-Studiengang interdisziplinär angelegt ist, übernimmt diese Fakultät die Lehrveranstaltungen in Mathematik und teilweise auch in Informatik. „Es läuft sehr gut“, sagte Seufert, „wir haben schon während der Planungsphase sehr eng zusammengearbeitet.“ Für die Studierenden sei es natürlich aufgrund der Corona-bedingten digitalen Lehre manchmal nicht einfach gewesen. „Man muss sich am Anfang durchkämpfen, aber es lohnt sich. Und in der Robotik hat man ja gewissermaßen eine Jobgarantie.“
Das kann Studiengangleiter Prof. Dr. Jean Meyer nur bestätigen. „Wir kriegen sehr viel positives Feedback von der Wirtschaft und wir haben sehr viele Anfragen von Firmen, die duale Studierende unterbringen wollen.“ Das gelte auch für die Studierenden, so Meyer: „Was sie besonders gut finden, ist der Mix aus Theorie und Praxis. Das ist die Bestätigung, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind.“