Rund achtzig Teilnehmende besuchen das Geodätische Kolloquium 2022 wieder in Präsenz
„Miet- und Immobilienpreise im Raum Würzburg – Platzt die Blase?“: Mit diesem Schwerpunktthema hat das diesjährige Geodätische Kolloquium knapp achtzig Teilnehmende erreicht. Erstmals konnte das Kolloquium an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt (FHWS) wieder als Präsenzveranstaltung realisiert werden. Eingeladen hierzu hatten der Studienbereich Geo der FHWS sowie die Fachverbände, die Gesellschaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement DVW Bayern, der Verband Deutscher Vermessungsingenieure VDV und der Ingenieurverband für Geoinformation und Vermessung Bayern IGVB. Eröffnet wurde das Kolloquium von der Dekanin Prof. Dr. Daniela Wenzel, die in ihrer Begrüßung auf eine Neuerung verwies: Ab dem 1. Januar 2023 wird aus der FHWS die Technische Hochschule Würzburg Schweinfurt (THWS).
Die Arbeit bayerischer Gutachterausschüsse
Im ersten Fachvortrag „Die Arbeit der bayerischen Gutachterausschüsse: Ableitung von Zahlen, Daten, Fakten zum Immobilienmarktbericht“ erläuterte Florian Lang, Mitarbeiter in der Geschäftsstelle des Oberen Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Freistaat Bayern, die gesetzlichen Grundlagen und die Organisationsstruktur der Gutachterausschüsse: Jeder der 71 Landkreise bzw. 25 kreisfreien Städte in Bayern implementiere einen Gutachterausschuss beim zuständigen Landratsamt bzw. Rathaus und analysiert, basierend auf einer automatisierten Kaufpreissammlung den Immobilienmarkt (Geld-/Flächenumsatz, Transaktionen, Preise). Die Gutachterausschüsse in Deutschland könnten insgesamt auf einen Datensatz von ca. einer Million Transaktionen pro Jahr zugreifen. Daraus ergibt sich unter anderen: Seit der Finanzkrise (2008) ist der jährliche Umsatz von Immobilien in Deutschland von 130 Milliarden Euro pro Jahr auf jetzt (2022) über 300 Milliarden Euro pro Jahr gestiegen und hält nunmehr einen Anteil von 9.5 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP).
Entwicklungen auf dem Würzburger Immobilienmarkt
Der Referent des zweiten Fachvortrages, Frank Heppner, Geschäftsstellenleiter des Gutachterausschusses der Stadt Würzburg, beleuchtete in seinem Vortrag „Muss der Preis einer Sache auch ihrem Wert entsprechen? Entwicklungen am Würzburger Immobilienmarkt“ die lokalen Verhältnisse. So habe sich der hiesige Wohnflächenpreisindex (Euro pro Quadratmeter Wohnfläche) seit 2010 in etwa verdoppelt. Heppner fragte, ob es eine Immobilienblase und damit eine Entkoppelung der Immobilienpreise von ihrem Sachwert geben kann und was passiert, wenn die Blase platzt. Seine Prognose im Anschluss an seine Erläuterungen: Eine Blase sei in Würzburg (zurzeit) nicht erkennbar, Mieten und Kaufpreise seien weitestgehend stabil und befänden sich auf hohem Niveau.
Prämierung hervorragender Abschlussarbeiten
Einen Einblick in das Geschehen an der Hochschule bietet die Prämierung herausragender Studienleistungen. In diesem Jahr würdigt der Verband Deutscher Vermessungsingenieure (VDV) die Bachelorarbeit „Realisierung einer geobasierten Augmented Reality Anwendung zum Würzburger Kinderstadtplan“ von Nils Adelmann. Die Bayerische Vermessungsverwaltung prämiert gleich zwei Arbeiten: Anna Rensch und ihr Projekt „Qualitätsverbesserung der Fließgewässer im ATKIS-Basis-DLM anhand eines DGM“ sowie Matthias Reber mit „Erkundung der systematischen Kombination von GPS, GLONASS und Galileo als Methode der Performancesteigerung“. Die Bachelorarbeit von Carolin Binder zum Thema „Digitale Feldrissführung beim Amt für Ländliche Entwicklung – Untersuchungen zur Umsetzung einer digitalen Feldrissführung“ wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ausgezeichnet. Der Harbert-Buchpreis des DVW geht an die Jahrgangsbesten: Prämiert wurden Jakob Schuhmann (Studiengang Vermessung und Geoinformatik) und Rebekka Bärthele (Studiengang Geovisualisierung).
Das Geodätische Kolloquium ist eine Gemeinschaftsveranstaltung des Studienbereichs Geo (FHWS) und der Fachverbände DVW Bayern, VDV und IGVB.