Regionales Energietechnik-Symposium an der THWS diskutiert Zukunft der Energiewende
Welche Chancen und Herausforderungen bringt die Energiewende für Mainfranken? Mit dieser Frage hat sich das „Regionale Energietechnik-Symposium“ des Instituts für Energie- und Hochspannungstechnik (IEHT) an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) beschäftigt. Beim Symposium waren Kommunen ebenso vertreten wie regionale Unternehmen und Forschende der THWS.
Mit dem Ausstieg aus der fossilen und nuklearen Stromerzeugung und gleichzeitiger Substitution fossiler Energieträger in den Sektoren Wärme und Verkehr werde sich die Struktur unserer zukünftigen Energieversorgung grundlegend verändern, sagte Prof. Dr.-Ing. Markus H. Zink, Leiter des IEHT. Durch den Einsatz von Energieträgern mit geringer Energiedichte sei es notwendig, Energie dezentral und in der Fläche umzuwandeln und zur Endnutzung bereitzustellen. Dies bedeute zwar eine Veränderung gewohnter Strukturen, bringe aber besonders für Kommunen und Industrie auch neue Chancen. Prof. Dr. Zink verdeutlichte: „Die Transformation des Energiesystems gelingt in besonderer Weise, wenn die Energieversorgung ganzheitlich – sektorübergreifend – in einem zellularen Ansatz gedacht wird.“
Mit aktuellen Erkenntnissen der Arbeitsgruppe „Planung zellularer Energiesysteme“, Teil des VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V. – eine der größten Technologie-Organisationen Europas), stellte Prof. Dr. Zink den Teilnehmenden die Ansätze der zellularen Struktur vor: Das zellulare Energiesystem ist dadurch gekennzeichnet, dass sich sowohl vertikal auf unterschiedlichen Netzebenen und in unterschiedlichen Netzen (Strom, Wärme oder Gas) als auch horizontal (zwischen den Nachbarzellen) Strukturen ergeben, die in gewissem Maße selbstähnlich sind. Eine Energiezelle besteht dabei aus Energieerzeugern, -speichern und -verbrauchern, wobei die Sektoren Strom, Wärme und Gas und eventuell auch Mobilität energetisch verknüpft werden und Energie austauschen können.
Dabei, so Prof. Dr. Zink, gelte zu beachten: „Erstens: Energie muss möglichst dort erzeugt werden, wo sie gebraucht wird. Und zweitens: Regional und nachhaltig erzeugte Energie muss auch in der Region belassen werden.“
Im Anschluss stellten zwei THWS-Masterstudierende ihre Abschlussarbeiten vor: Lenard Schmitt veranschaulichte die Verwendung des sogenannten „Morphologischen Kastens“ am Beispiel der energetischen Sanierung des Freizeitbades „Nautila“ (Illertissen). Mit dieser Methodik können für komplexe Systeme optimale Lösungen gefunden und anschließend detailliert ausgearbeitet werden. Matteo Beck präsentierte seine aktuellen Ergebnisse hinsichtlich der Auslegung eines elektrischen Speichers, der für die Reduzierung von Lastspitzen im Netz der ÜZ Mainfranken eG eingesetzt werden soll.
Akzeptanz durch Kommunikation steigern
Daraufhin referierten zwei Vertreter kommunaler Bürgergenossenschaften über ihre Projekte: Reinhold Behr von der Friedrich-Wilhelm Raiffeisen ENERGIE eG berichtete von der seit vielen Jahren umgesetzten PV-, Wind- und Biogasnutzung in Großbardorf und gab Tipps zur Umsetzung dieser Vorhaben. Als Beispiel nannte er die kommunale Wärmeversorgung und betonte die Wichtigkeit, Bürgerinnen und Bürger frühzeitig über diese Projekte zu informieren und sie direkt daran zu beteiligen, um Akzeptanz und nachhaltigen Erfolg zu erreichen. Hubert Pfuhlmann von der Stadt Arnstein berichtete über die Ergebnisse einer von ihm und Prof. Dr. Zink betreuten Bachelorarbeit, die sich mit der Konzeptionierung der Wärmeversorgung der Ortschaft Schwebenried unter Berücksichtigung der Verwendung von PV- und Windenergie in Kombination mit Wärmepumpen und Hackschnitzelheizungen befasste.
Zuletzt berichtete Josef Bayer von der Firma EnSolVision als Vorsitzender der VDE-Arbeitsgruppe „Planung zellularer Energiesysteme“ zum zellularen Ansatz und den damit verbundenen Umstrukturierungen im Energiesystem. Er hob hervor, wie wichtig in künftigen Energiesystemen die Kommunikation und der Datenaustausch der einzelnen Akteure sei und dass sich durch intelligente Netzführung bereits jetzt die Effizienz der Netznutzung steigern bzw. ein Ausbaubedarf verringern ließe. Die anschließende Diskussion zeigte das rege Interesse aller Teilnehmenden sowie die Aktualität des gewählten Themas des Symposiums.
Informationen zum IEHT
Das Institut für Energie- und Hochspannungstechnik (IEHT) versteht sich als interdisziplinäre, technologische Schnittstelle zwischen Laboren der Hochschule und externen Partnern aus Wissenschaft und Industrie. Es hat zum Ziel, energie- und hochspannungstechnische Kompetenzen in Projekten zusammenzuführen und weiterzuentwickeln.
Zu den Forschungspartnern des IEHT zählen neben national und international anerkannten Firmen und Forschungseinrichtungen auch kommunale und regionale Partner.
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