Bei Aktivieren des Elements werden Sie auf die Webseite zum Thema Bewerbung weitergeleitet

Patientenverfügung, Organspende, Teilnahme an Studien: Zwei Doktoranden bieten eine Lösung an

29.11.2019 | thws.de, Pressemeldung, FIW
Die Blockchain-Lösung bietet eine sichere Verwaltung und den Abruf von verschiedenen Stellen an

Eine Operation, die Teilnahme an klinischen Studien oder ggf. die Organspende möchte niemand ohne eine entsprechende, individuelle Einwilligungserklärung ausführen lassen oder sensible Daten offen bereithalten. Manche haben sie irgendwann, irgendwo schon einmal ihrem Hausarzt gegeben, andere legen sie bei den persönlichen Dokumenten zuhause ab. Doch viele wissen nicht mehr so genau, wann sie dies getan, welche Inhalte sie festgehalten haben.

Zwei Doktoranden an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, Andreas Schütz und Tobias Fertig, haben hier eine Lösung erarbeitet, den sogenannten „dPaCoS“ (decentralized Patient Consent Service), einen dezentrale Service für Patienteneinwilligungen (dPaCoS). Diese Idee hatten die beiden Informatiker im Februar 2019 im Rahmen des Ideenwettbewerbs „Anwendungskonzepte für Blockchain-Technologien im deutschen Gesundheitswesen“ des Bundesministeriums für Gesundheit präsentiert. Sie wurden von der Jury auf den zweiten Platz gewählt unter 142 Einreichungen. Im Mai diskutierte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in Berlin im Ministerium mit den drei Gewinnern des Wettbewerbs über konkrete Möglichkeiten für die jeweilige Umsetzung der Konzepte.

Worum handelt es sich bei einer „Blockchain“-Technologie? Dies erläutern die beiden Autoren in ihrem Buch „Blockchain für Entwickler. Grundlagen, Programmierung, Anwendung“, das sie im Februar 2019 veröffentlicht haben (in der FHWS-Bibliothek über die Signaturen 083101419633, 083101418983 sowie 083000521510). Die Gründerszene erklärt den Begriff folgendermaßen: „Man könnte die Blockchain als ein digitales Register betrachten, das Transaktionen zwischen einem Verbraucher und einem Lieferanten verzeichnet. Verwaltet wird das so entstehende Online-Netzwerk von mehreren Rechnern – den Teilnehmern der Transaktion. Bevor eine Transaktion stattfinden kann, muss diese von jedem Rechner aus bestätigt werden. Selbstverständlich verschlüsselt, um die Sicherheit der Transaktion gewährleisten zu können. Dann fügt sich alles zu einer Kette zusammen und wird in einen Computer-Code umgewandelt. Verifizierte Informationen, auf die jeder Teilnehmer einer Transaktion Zugriff hat, die also gleichzeitig von mehreren Rechnern verwaltet werden, sind so gut wie unmöglich zu manipulieren.“ (Definition der Gründerszene)

Fertig und Schütz schildern die Herausforderungen: „Trotz Digitalisierung haben die einzelnen Akteure im Gesundheitswesen Tag für Tag mit Problemen in Bezug auf Einwilligungserklärungen zu kämpfen. Obwohl eine Erklärung in einem System erfasst wurde, kann sie auf Station nicht abgerufen werden. Einwilligungen, die auf Papier gegeben wurden, können verloren gehen. So liegt im schlimmsten Fall ein Patient schon auf dem OP-Tisch, wenn festgestellt wird, dass der Einwilligungszettel verloren gegangen ist. Zudem sind die in Krankenhäusern oder Forschungseinrichtungen existierenden IT-Systeme häufig zentralisierte Insellösungen, die nicht immer miteinander kommunizieren können.“

Die Lösung: „Wir möchten dPaCoS als dezentralisierte App entwickeln, die Einwilligungserklärungen nachvollziehbar und unveränderlich in der Blockchain speichert. In Anbetracht der diskutierten Probleme will die App vor allem anwenderfreundlich, vertrauensstiftend und transparent sein. Dazu gehören ein schönes Design und das `Verstecken` der Komplexität von den Prozessen, die im Hintergrund laufen. Für den Patienten wird klar ersichtlich, welche Einwilligungserklärungen gegeben wurden. Er kann mit einem einfachen Klick einwilligen oder auch eine Einwilligung widerrufen.“

Wie für eine Hochschule für ANGEWANDTE Wissenschaften charakteristisch, haben Fertig und Schütz das Konzept sehr praxis- und nutzerorientiert ausgerichtet: „dPaCoS“ sei dezentral, modular und könne über Schnittstellen an verschiedene Systeme angebunden werden. So könne es nicht nur mit einer App über Smartphone, sondern auch von Krankenhaussystemen oder Genom-Datenbanken genutzt werden. Außerdem sei die Software kompatibel mit etablierten klinischen Standards wie HL7 (Health Level Seven) oder dem Profil der „dezentralen Patienteneinwilligung“ (Advanced Patient Privacy Consence Profil) in der „Integration im Gesundheitswesen“. Patienten könnten bei der persönlichen Profilerstellung Individualvereinbarungen oder vorgefertigte Vorlagen verwendet.

Weitere Informationen u.a. unter Blockchain im Gesundheitswesen