Müllsortierung mit KI: Würzburger Start-up WeSort.AI überzeugt beim bundesweiten Gründungswettbewerb
Das Würzburger Start-up WeSort.AI GmbH ist Preisträger beim bundesweiten „Gründungswettbewerb – Digitale Innovationen" des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Als eines von sechs Teams erhält das Start-up 32.000 Euro Siegprämie für die innovative Geschäftsidee einer KI-basierten Müllanalyse- und Sortiermaschine. Zwei Teammitglieder sind Absolventen der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt.
Das Team mit Christian Schärf, Johannes Laier, Nathanael Laier, Martin Körner und Tobias Scheuer erläutert seinen Ansatz: In Deutschland wird viel Müll getrennt in gelbe, blaue, braune oder schwarze Tonnen, jedoch wird noch zu wenig wiederverwertet. 83 Prozent der Kunststoffverpackungen gelangen in Müllverbrennungsanlagen, auf Deponien oder werden exportiert. Lediglich 17 Prozent werden zu Rezyklat. Ein Großteil davon gelangt in die Herstellung von „minderwertigen" Produkten (Downcycling), beispielsweise Blumentöpfe. Nur ein sehr kleiner Teil wird so aufbereitet, dass daraus gleichwertige Verpackungen entstehen.
Veraltete Müllsortiertechnik
„Bis 2050 wird die jährliche Abfallmenge weltweit um rund 70 Prozent auf 3,4 Mrd. Tonnen ansteigen. Über die Hälfte davon setzt bei der Verbrennung große Mengen an CO2 frei und verknappt die Ressourcen unserer Erde. Nachdem wir das gehört hatten, haben wir bei einer TV-Dokumentation über Müllsortieranlagen festgestellt, dass die heutige Müllsortiertechnik noch zu sehr auf mechanische Trennverfahren setzt und enormes Potenzial aus Digitalisierung und KI ungenutzt bleibt. Schwarzer Kunststoff oder Lebensmittelverpackungen können bei der herkömmlichen Nahinfrarot-Technologie beispielsweise nicht separat sortiert werden“, sagt Martin Körner, einer der Gründer von WeSort.AI.
Die zum Einsatz kommenden Maschinen trennen den Stoffstrom aktuell nur in zwei Faktionen gleichzeitig. Das mache eine Trennung in mehrere Klassen kostenintensiv. Darüber hinaus sei die Sortierreinheit so niedrig, dass oft eine manuelle Nachsortierung im Mehrschichtbetrieb erforderlich sei. Es führe auch dazu, dass zu wenige Abfälle für gleichwertige Produkte recycelt werden könnten.
Müllsortierung der nächsten Generation
Um diese Probleme zu lösen, entwickelte das Ende 2021 gegründete Würzburger Start-up WeSort.AI GmbH eine KI-basierte Müllanalyse- und Sortiermaschine, die große Müllmengen signifikant kostengünstiger und wesentlich reiner sortiert. Das Analysemodul erfasst mittels Kamerasystem und KI die Eigenschaften von Müllobjekten auf einem Förderband. Anschließend steuert in einer mit Luftdruckdüsen bestückten Sortierkammer ein Deep-Learning-Algorithmus die Düsen, um das Müllstück in den richtigen der vier Stoffkanäle zu blasen. Die Kontrollkameras in den Stoffkanälen senden zur selbstlernenden Optimierung des Algorithmus ein Feedbacksignal. Mit dieser innovativen Herangehensweise soll eine Sortierreinheit von über 90 Prozent erreicht werden. Dadurch wird ein geschlossener Recycling-Kreislauf möglich, es können beispielsweise Kunststoffe für gleichwertige Verpackungen wiederverwendet werden. Gleichzeitig soll die manuelle Nachsortierung wegfallen und die Kosten für die Müllsortierung reduziert werden.
Testbetrieb und Zusammenarbeit mit Fraunhofer
Derzeit sind zwei Müllanalysemodule für Leichtverpackungen und Elektroschrott bei Kunden im Testbetrieb. Seit Ende 2021 gibt es zudem eine Kooperation mit dem Fraunhofer Entwicklungszentrum Röntgentechnik, um gemeinsam Sensorik und Hardware zu entwickeln.
32.000 Euro Siegprämie
WeSort.AI hat mit seiner KI-basierten Müllanalyse- und Sortiermaschine überzeugt. In der Beurteilung der eingereichten Lösung heißt es u. a.: „[…] Auf absehbare Sicht wird die effiziente und möglichst sortenreine Mülltrennung eine Aufgabe bei der Müllentsorgung sein. Dafür bieten die Gründer eine im Vergleich kostengünstige und platzsparende Lösung an. […] Die Hyperspektral-basierte Materialanalyse und vor allem die sehr kompakte Trennanlage mit ihrer KI-Düsensteuerung gehen über den Stand der Technik bei der Mülltrennung hinaus.“
KI-Standort Würzburg
„Ich freue mich über den großartigen Erfolg von WeSort.AI. Sie adressieren mit KI ein drängendes Problem unserer Zeit: das steigende Müllaufkommen. Würzburg ist einer der bayerischen KI-Knotenpunkte und wird im Rahmen der Hightech Agenda der bayerischen Staatsregierung bis 2023 mit zahlreichen neuen Professuren im Bereich Data Science ausgestattet. Als Stadt hoffen wir, dass daraus weitere innovative Start-ups wie WeSort.AI entstehen werden“, so Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt.
Dr. Christian Andersen, Netzwerk-Manager am Zentrum für Digitale Innovationen (ZDI) Mainfranken, in dessen Räumlichkeiten WeSort.AI aktuell arbeitet, ergänzt: „Wir begleiten WeSort.AI schon seit der Vorgründungsphase. Toll, wie professionell das Team arbeitet und wie sie in kurzer Zeit eine wirklich innovative Lösung entwickelt haben. Wir sind gespannt auf die weitere Entwicklung.“
Auch das Team EntrepreneurSHIP an der FHWS unterstützt das innovative Startup. Gemeinsam konnte erfolgreich ein FLÜGGE-Antrag gestellt (Förderung für fünf Stipendien für ein halbes Jahr) und dem Gründerteam Räumlichkeiten im Chancen-Center in Schweinfurt zum Aufbau eines Prototypen zur Verfügung gestellt werden. EntrepreneurSHIP freut sich über den Erfolg und begleitet das Team gern weiterhin.
Über WeSortAI
WeSort.AI ist ein junges Unternehmen aus Würzburg mit Expertise in Künstlicher Intelligenz, das sich auf Systeme zur sehr granularen Analyse und Sortierung von Abfallobjekten spezialisiert hat. Gestartet im Sommer 2021 mit dem renommierten Gründerstipendium „FLÜGGE“ des bayerischen Wirtschaftsministeriums, will das Unternehmen den Ressourcenkreislauf schließen. Für die Sensorik und Hardware wurde bereits eine Entwicklungskooperation mit der Fraunhofer Gesellschaft eingegangen.
Über das Zentrum für Digitale Innovationen (ZDI) Mainfranken
Das ZDI Mainfranken fördert als digitales Gründerzentrum die Gründungsaktivität von digitalen Start-ups. In Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern – Hochschulen, IHK und den Gründerzentren in Würzburg, Schweinfurt, Bad Kissingen und Lohr am Main – bildet sich ein unterfrankenweites Gründerökosystem an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Unterstützt wird das ZDI Mainfranken von Unternehmen aus der Region, den Netzwerkpartnern. Neben der Organisation von Veranstaltungen präsentiert sich das Zentrum in drei Gebäuden am Hubland: dem Ideenlabor im Tower, dem Gründerlabor im Cube und dem Inkubator im Skyline Hill Center.
Das Projekt wird gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie. Mehr dazu unter ZDI
Über den Gründungswettbewerb – Digitale Innovation
Der Gründungswettbewerb „Digitale Innovationen" des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz prämiert seit 2021 Gründungsinteressierte und junge Start-ups mit Geschäftsideen im IKT-Umfeld. Bis 2024 werden acht Wettbewerbsrunden durchgeführt. Bei der Winterrunde 2021 wurden insgesamt 21 Gründungsideen ausgezeichnet, sechs davon mit 32.000 Euro.
Weitere Informationen zum Wettbewerb Gründerwettbewerb digitale Innovationen
Weitere Informationen unter Stipendiaten verbessern Abfallsortierung und Start-Up-Preis für Recycling
Kontakt: Martin Körner
Geschäftsführer – Business Development WeSort.AI GmbH
0160 94943744