Konferenz in Wien zu sozialpolitischen Analysen: Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften beteiligt sich
Forschungsergebnisse zu Geschlechterunterschieden bei Studierenden der Sozialen Arbeit: Mit diesem Beitrag hat sich die Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften an der Hochschule Würz-burg-Schweinfurt im Rahmen der Tagung „ESPAnet" (Europäisches Netzwerk für sozialpolitische Analysen) in Wien beteiligt.
Sozialpolitik ist in politischen Systemen das Politikfeld, das wie kein anderes die Rahmenbedingungen für die Soziale Arbeit prägt. Zum einen sind es die Lebensbedingen der Menschen in der Sozialen Arbeit, die ganz wesentlich z.B. über finanzielle Transfers durch die Politik beeinflusst werden. Zum anderen sind es die Arbeitsbedingungen, die durch die Sozialpolitik entscheidend beeinflusst werden. So kann z.B. bei zu niedrigen Personal-schlüsseln Soziale Arbeit nicht ihren eigenen professionellen Ansprüchen und den Erwartungen der Gesellschaft z.B. an Sicherung des Kindeswohls oder an Inklusion behinderter Menschen entsprechend arbeiten. Daher ist es unerlässlich, dass sich Sozia-le Arbeit auch mit Sozialpolitik beschäftigt und prüft, inwieweit sie diese beeinflussen kann. Diese und weitere Fragen werden auf den jährlichen stattfinden Tagungen des „European Network for Social Policy Analysis“ (ESPAnet) diskutiert. ESPANet ist ein europäisches Netzwerk von Forschenden und Lehrenden für die Analyse von Sozialpolitik. Angesichts der Corona-Pandemie, der Klimakrise und weiterer Einflüsse wie Flucht und Migration stehen die Staaten vor großen sozialpolitischen Herausforderungen, die in mehreren Hauptvorträgen und 36 Panels diskutiert wurden, und bei denen auch zunehmend die Soziale Arbeit gefordert ist.
Professor Dr. Dieter Kulke, Professor für Soziologie an der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften der Hochschule Würzburg-Schweinfurt, stellte Forschungsergebnisse zu Geschlechterunterschieden bei Studierenden der Sozialen Arbeit vor. Basierend auf früheren Arbeiten zu den politischen Einstellungen und zur politischen Partizipation von Studierenden wurden die vorliegenden Daten aus einer Befragung von über 3.000 Studierenden der Sozialarbeit von 51 Hochschulen in Deutschland auf Geschlechterdifferenzen hin untersucht. Aus der politischen Soziologie und der Partizipationsforschung ist bekannt, dass es Geschlechterunterschiede bei den Formen der Partizipation gibt, diese aber in den jüngeren Generationen geringer geworden sind.
So würden Männer eher expressive und konfrontative Partizipationsformen wie Demonstrationen, Frauen eher weniger konflikt-orientierte und moderate Formen wie Produktboykotte bevorzugen. Außerdem spielt die familiäre politische Sozialisation im Elternhaus eine Rolle. Kulke konnte zeigen, dass bei Studentinnen die politische Sozialisation, vermittelt über das Bildungsniveau der Mutter, eine wichtige Rolle spielt, bei Studenten dagegen nicht. Dies bedeutet, dass in der Lehre und in der Praxis unterschiedliche Formen der politischen Partizipation der Sozialarbeit zur Beeinflussung von Sozialpolitik über politische Soziale Arbeit und Policy Practice stärker zu berücksichtigen sind.