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Innovationstage: „Digitalisierung ist nicht per se sachdienlich, sondern nur der Mehrwert, der durch sie entstehen kann“

18.10.2021 | thws.de, Pressemeldung, FG
Kooperation Wirtschaft – Wissenschaft: Um digital erfolgreich zu sein, ist interdisziplinäres Arbeiten Voraussetzung

Die Region Mainfranken hat zu zwei Innovationstagen eingeladen, damit Forschungseinrichtungen ihre Kooperationsmöglichkeiten vorstellen und mit Vertreterinnen und Vertretern aus Unternehmen ins Gespräch kommen konnten. Mit dabei war auch die Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt. Im Zentrum stand die Digitalisierung, die Umwandlung analoger Werte und Prozesse in digitaltechnische Systeme.

Neben ganz konkreten Anwendungsbeispielen und Projektpräsentationen stellte Prof. Erich Schöls, Dekan der Fakultät Gestaltung an der FHWS und Leiter des Würzburger Institutes Design & Systeme, die übergeordnete Frage nach den qualitativen Aspekten der digitalen Transformation. Schließlich sei die Digitalisierung analoger Prozesse nicht automatisch richtig, nur weil sie technisch möglich sei.

Aktuell, so Schöls, seien die wertvollsten Unternehmen der Welt meist Digital-Giganten, die mit ihren oft disruptiven (etwas Bestehendes auflösend oder zerstörend) Angeboten in fast allen Lebens-, Arbeits- und Produktionsbereichen Einfluss gewinnen. Gleichzeitig aber scheint die Digital-Industrie immer häufiger Technik zu entwickeln, für die im Nachgang erst ein Problem gefunden werden muss. Diese als „Solutionismus“ bekannte Entwicklung beschreibt eine aktuelle „Werte-Krise, die bei Anwendern zunehmend zu Ablehnung führen kann. Der Einsatz von und der Umgang mit neuen Technologien müsse deshalb unbedingt einen Mehrwert bieten. Und er dürfe Mitarbeitende in Unternehmen nicht in dem Gefühl zurücklassen, überflüssig zu sein oder gar ersetzt zu werden.

Im Augenblick werde der künstlichen Intelligenz eine große Macht zugeschrieben – das ängstige viele Menschen, weil ihnen nicht klar sei, was intelligente Systeme aktuell wirklich könnten bzw. wofür sie eingesetzt werden. Aber auch bei diesem Beispiel seien nicht primär die technologischen Möglichkeiten relevant, sondern das, was KI für Menschen leisten könne. Um digital handlungsfähig zu sein und auch künftig zu bleiben, bilde das fächerübergreifende Arbeiten die notwendige Basis. Denn bei der Zusammenführung unterschiedlicher Kompetenzen und Disziplinen könne ein ganzheitliches, am Menschen ausgerichtetes Verständnis für Digitalisierung entstehen.

Anhand einiger Beispiele zeigte Professor Schöls weitreichende Ergebnisse aus der interdisziplinären Zusammenarbeit mit Instituten und Unternehmen:

  • In der Medizin können beispielsweise Bandscheiben-Ersatzkörper durch digitale Technologie präoperativ eingeplant werden.
  • Für die Automobilindustrie entwickelten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Ideen für virtuelle Beschäftigungs- und Arbeitsmöglichkeiten im Kontext des autonomen Fahrens.
  • Der „digitale Zwilling“ einer realen Maschine erlaubt den Service am baugleichen Modell, ohne die kostenintensive Entsendung von Personal.

Gerade für klein- und mittelständische Unternehmen sieht Prof. Erich Schöls eine große Bandbreite an Nutzungsmöglichkeiten digitaler Technologien. Anders als große Firmen seien sie in der Lage, auf neue Situationen und Herausforderungen zügig zu reagieren.