Im Fokus des Bundeskongresses der Sozialen Arbeit: der Wert des Sozialen, der sozialen Arbeit

11.09.2018 | thws.de, Pressemeldung, FAS
Widerspruch - gute Arbeitsmarktsituation, gesellschaftliche Anerkennung und trotzdem atypische Arbeitsverhältnisse

Die Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften der Hochschule Würzburg-Schweinfurt (FHWS) nahm am diesjährigen Bundeskongress Soziale Arbeit in Bielefeld teil. Dieser wird vom Initiativkreis Soziale Arbeit veranstaltet, findet alle zwei bzw. drei Jahre statt und führt aktuelle Entwicklungen und Diskussionen in der Profession und der Disziplin Soziale Arbeit zusammen. Mit vielen hunderten Teilnehmern ist der Bundeskongress Soziale Arbeit die mit Abstand wichtigste Konferenz für die Soziale Arbeit in Deutschland. Er ist ein Diskussionsforum im Schnittfeld von Fachpraxis und Wissenschaft, in dem sich die Soziale Arbeit fachlich-politisch verortet und zentrale gesellschaftliche Themen und Herausforderungen bilanziert. Dieses Mal stand er unter dem Motto ‚Der Wert des Sozialen – Der Wert der Sozialen Arbeit‘. Seine besondere Relevanz, so Professor Dr. Dieter Kulke, zeige dieses Thema an dem Widerspruch zwischen einerseits der aktuell sehr guten Arbeitsmarktsituation und der gesellschaftlichen Anerkennung Sozialer Arbeit auf der einen Seite, den aber immer häufiger atypischen Arbeitsverhältnissen auf der anderen Seite.

Innerhalb der Praxis der Sozialen Arbeit nehmen Ethik, die Berufsethik und ethische Richtlinien notwendigerweise einen immer breiteren Raum ein. In einem Workshop stellten die FH-Professorin Dr. Iris Kohlfürst von der Fachhochschule Oberösterreich in Linz, die Professoren Dr. Frank Como-Zipfel und Dr. Dieter Kulke, beide von der FHWS, Ergebnisse zur „Rezeption von berufsethischen Richtlinien in der Praxis der Sozialen Arbeit“ vor. Das internationale Forschungsprojekt zur Ethik / Berufsethik der Sozialen Arbeit wurde in Verbindung mit dem Österreichischen Berufsverband der Sozialen Arbeit und dem Deutschen Berufsverband für Soziale Arbeit (DBSH) durchgeführt. Im Mittelpunkt stand eine Online-Befragung von Angehörigen der Sozialen Arbeit in Österreich und Deutschland. Diese Interviews behandelten diverse Themenfelder aus dem Bereich der Ethik / Berufsethik, z.B. Einstellungen zu Ethik; die Kenntnis von berufsethischen Richtlinien; die Wahrnehmung des Doppel- bzw. Triple-Mandats in der Praxis; ethische Dilemmata in der Praxis und der Umgang mit ihnen. An der Befragung nahmen über 1.300 Personen teil; sie ist die erste ihrer Art in Deutschland. Es zeigt sich, dass ethische Fragen in der Praxis Sozialer Arbeit sehr häufig vorkommen. Demgegenüber finden die Praktiker nur in weniger als der Hälfte Hilfestellung durch ethische Fallbesprechungen oder in noch weniger Fällen (7,6 Prozent) durch Ethikbeauftragte oder Ethikkomitees. 87,2 Prozent der Befragten sehen sich in der Praxis mit dem Tripelmandat konfrontiert. Ein interessanter Effekt sei, so Kulke, dass man selber viel häufiger den – auch durch Richtlinien – gesetzten Anforderungen mit einer Betonung der Interessen der Klientel entspreche, als man dies der Kollegenschaft in der Sozialen Arbeit generell zuschreibe. Alles in allem deuten die Ergebnisse auf häufige ethische Herausforderungen und Dilemmasituationen und die Notwendigkeit einer stärkeren reflektierten Bearbeitung dieser hin.

Ein weiteres zentrales Thema auf dem Bundeskongress war die Weiterentwicklung der Studiengänge Sozialer Arbeit angesichts einerseits steigender Nachfrage nach Fachkräften und andererseits einer zunehmenden Zahl privater Hochschulen und verschiedener Studienformate. In einem Workshop wurden duale Studienmodelle vorgestellt und diskutiert. Als wesentliche Punkte, die dabei zu berücksichtigen sind, stellten sich in der Diskussion mit einigen Hochschulen, die diese Studienmodelle bereits anbieten, u.a. die Planbarkeit, die Studierbarkeit, die Definitionsautorität der Hochschulen, die Regelung der Zugangskriterien und die enge Begleitung der Praxisphasen durch die Hochschulen heraus. Ein vielversprechendes Modell scheine dabei, wie z.B. an der Hochschule Bremen, das duale Studium in Form eines Studiums mit vertiefter Praxis zu sein, bei dem Studierende des dualen und des Regelstudiengangs dieselben Veranstaltungen besuchten.