Ideen des nachhaltigen Unternehmertums und der Sozialen Marktwirtschaft in der Lehre verankern
Gemeinwohlorientiertes, nachhaltiges Unternehmertum wird durch das geistige Fundament der Sozialen Marktwirtschaft gefördert. Der Vertrag von Lissabon sieht vor, dass die Europäische Union von einer Sozialen Marktwirtschaft geprägt sein soll. Um dieses historische Gedankengut für die Unternehmerausbildung fruchtbar zu machen, initiierte die Fakultät Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt die Entwicklung eines bilingualen Lehrbausteins im Rahmen des „Ethical Entrepreneurship Education 4 Europe“-Netzwerks.
Soziale Marktwirtschaft verbindet eine freiheitliche Marktwirtschaft mit Institutionen, die fairen Wettbewerb und ausgeglichene soziale Sicherung gewährleisten. Ihre ersten Nachkriegsursprünge gehen auf den so genannten Freiburger Kreis zurück. Es sei international kaum bekannt, so der Dekan der Fakultät Wirtschaftswissenschaften an der FHWS Professor Dr. Harald Bolsinger, dass diese Denkweisen ihre Wurzeln im Widerstand gegen die Nazis hatten. Zunächst trafen sich christliche Professoren und Akademiker im Geheimen, um über Möglichkeiten einer Nachkriegsordnung zu diskutieren, welche die Menschenwürde und die individuelle Freiheit wiederherstellt. In der Folge sei ein Konzept für eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Ordnung entstanden. Christlich begründete Werte der Sozialen Marktwirtschaft könnten heute weltweit Motivatoren für dienendes unternehmerisches Handeln sein, das Umwelt, Mensch und Gesellschaft dauerhaft im Blick behalte.
„Heute erfahren Studierende noch zu wenig über die Ideen und Werte, welche die Grundlage unseres freiheitlichen und ausbalancierten Wirtschaftssystems bilden“, so Professor Dr. Harald Bolsinger als Initiator des Projektes. „Wir wollen dies langfristig ändern und Studierende ermutigen, ihre eigenen Werte zu reflektieren, wenn sie ihr Berufsleben planen oder gar ein eigenes Unternehmen gründen wollen.“ Während die soziale Marktwirtschaft in erster Linie eine deutsche Besonderheit sei, finde sich die Idee werteorientierter Unternehmensführung weltweit. „Der Unternehmergeist der Region Gnosjö in Schweden ist ein Beispiel für werteorientierte Unternehmen“, sagt Professor Dr. Brunninge, Academic Director International Development Collaborations an der Jönköping International Business School. „Wie am Beispiel des Freiburger Kreises waren die im christlichen Glauben verwurzelten Werte eine wichtige Grundlage für den Geist von Gnosjö. Wirtschaftsstudenten müssen in der Lage sein, solche Wertesysteme zu verstehen und kritisch zu bewerten. Andernfalls können Sie kaum fundierte Stellungnahmen zur ethischen Auswirkung von Geschäftsentscheidungen abgeben.“
Das internationale Team, das an dem Lehrmodul arbeitet, ist multidisziplinär und plant neben der theoretischen Grundlegung auch anhand von Fallstudien wie der Region Gnosjö, Besonderheiten erfahrbar zu machen. Es umfasst Wissenschaftler aus den Bereichen Betriebswirtschaftslehre und Medienmanagement, Design, Volkswirtschaftslehre, Geschichtswissenschaften, Theologie, Philosophie und Ethik und wird koordiniert vom Theologen und Techniker Matthäus Wassermann, Hochschulpfarrer der Evangelischen Studentengemeinde Würzburg.
Artikel in englischer Sprache unter project on the social market economy and value based business