Hochschule und Handwerkskammer: Wenn Studierende vom Hörsaal zur Hobelbank wechseln

FHWS-Forschungsprojekt entwickelt weitere Perspektiven für Studienabbrecher in betrieblichen Ausbildungen

Auf der einen Seite werden immer neue Rekordzahlen an Studienanfängern gemeldet, von denen einer Studie der Universität Konstanz zufolge ein Viertel das Studium vorzeitig abbricht; auf der anderen Seite gibt es eine abnehmende Anzahl an Auszubildenden im Handwerk – hier bietet sich seit Jahren für Betriebe eine Perspektive, offene Lehrstellen mit Nachwuchskräften aus den Hochschulen zu besetzen. Im Kammerbezirk Unterfranken haben im Zuge dieses Konzepts von 94 Wechslern bereits fünfzig ihre Berufsausbildung erfolgreich abschließen können.

Die Handwerkskammer für Unterfranken und der Schwerpunkt Personalwirtschaft an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt nahmen dies zum Anlass, das Thema Studienabbruch aufzunehmen und Vorschläge für beide Seiten zu entwickeln. Diese Idee wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit dem Projekt „studienabbruch-und-dann.de“ gefördert.

Neun Studierende des Schwerpunktes Personalmanagement befragten über 120 Studierende, wie die „richtige“ Ansprache aussehen könne. Besonders wichtig sei der entsprechende Kontaktweg. Klassische Optionen über Beratungsbüros an Hochschulen, Infoständen und Gesprächsangeboten auf Karrieremessen scheiden eher aus, so das Team. Gezielte Werbung in sozialen Medien sowie hochschulexterne Beratung würden mehr Erfolg versprechen. Und vielleicht könne auch ein kreatives Geschenk in den regelmäßig verteilten Ersti-Tüten den einen oder anderen leiten. Der Projektleiter Professor Dr. Steffen Hillebrecht über die Ergebnisse seiner Studierenden: „Erkennbar gibt es hier ein Potenzial an Umsteigern, die motiviert die neue Chance ergreifen werden.“ Er sehe aber auch die Grenzen: „Nicht jeder Beruf wird gleichermaßen attraktiv sein“. Zudem tauchten Studierende vor dem Studienabbruch nur noch unregelmäßig an der Hochschule auf – es sei zu klären, welcher Weg dem Datenschutz entspreche und trotzdem aktiviert werden könne.

Auch Vizepräsident Professor Dr. Ralf Roßkopf sieht die Chancen des Projekts: „Wir wollen auch denjenigen mit Fürsorge begegnen, für die ein Studium nicht die richtige Laufbahn darstellt.“ Die FHWS werde sich weiter an ihren Angeboten arbeiten, wie sie Studierende vor dem Wechsel erreichen und bei der Neuorientierung unterstützen könne.