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Für Plasmaspenden und gegen Abfall: Beim Weltverbessern hilft schlechtes Gewissen hilft nicht

14.07.2022 | thws.de, Pressemeldung, FAS
Positive Anregungen und Motivation statt Zeigefinger-Pädagogik bewirken gewünschte Verhaltensanpassung

Verhaltensmuster statt Verhaltensänderungen – wie bringt man Menschen dazu, ihre Einstellungen zu überdenken? Das herauszufinden war das Ziel des fachwissenschaftlichen Wahlpflichtmoduls „Weltverbesserungsprojekt“ an der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt. Dabei ging es nicht um graue Theorie, sondern um konkrete Ansätze, diese Welt ein wenig besser zu machen.

Die studentischen Teams teilten sich die Bearbeitung von vier Projektthemen auf:

  • Wie kann man Studierende und Beschäftigte der Hochschule dazu bewegen, (Blut-)Plasma zu spenden?
  • Wie kann man Hochschulangehörige dazu motivieren, Pfandflaschen zu spenden?
  • Wie bringt man die Bäckereikundschaft dazu, beim Kauf von Gebäckstücken oder Brötchen auf Papiertüten zu verzichten?
  • Wie man Hochschulangehörige in der Cafeteria in der Münzstraße 12 dazu bewegen, Mehrwegbecher zu nutzen?

Zum einen ging es für die Studierendenteams darum, festzustellen, wie der Status Quo aussieht, zum anderen sollten sie Interventionsmethoden konzipieren, die zu einer langfristigen Verhaltensänderung führen. Abschließend sollte in einem Vorher-Nachher-Vergleich geprüft werden, inwieweit die getroffenen Maßnahmen effektiv waren und längerfristig weitergeführt werden könnten.

Auf Basis der sogenannten Kontingenzanalyse, bei der die vorausgehenden Bedingungen und Konsequenzen eines Verhaltens untersucht werden, wurden Maßnahmen ausgewählt, die Menschen, die z. B. die Cafeteria nutzen, dazu bewegen sollen, ihr Verhalten zu ändern (und z. B. einen Mehrwegbecher anstelle eines Einwegbechers zu nutzen). Es ginge nicht um „Zeigefinger-Pädagogik“, sondern vielmehr um positive Anregungen und die eigene Motivation, sich von gewohnten Verhaltensmustern zu lösen, so Prof. Christoph Bördlein.

Die Teams nutzten Umfragen, Plakate, Flyer, WhatsApp-Nachrichten und Posts in Social-Media-Kanälen für ihre Interventionsmaßnahmen. Das „Team Pfandflaschen“ stellte Boxen auf und konnte nach den abendlichen Leerungen das gesammelte Geld überweisen – wurde allerdings auch mit „Pfandklau“ konfrontiert. Das „Team Einwegbecher“ entwickelte Sticker für Hochschulangehörige, die diese zuhause daran erinnern sollten, morgens den eigenen (Mehrweg-) Kaffeebecher mit in die FHWS zu nehmen. Mit dem Motto „Choose re-use“ und „grab your cup“ („Greif zum Becher“) sprachen sie über soziale Medien, WhatsApp und Monitore in der Hochschule Menschen an. In Kooperation mit dem Studentenwerk, das die Kaffeeautomaten betreibt, konnte der Einwegbecher-Verbrauch deutlich gesenkt werden.

Das „Team Plasmaspende“ hatte sich der Aufgabe gestellt, mehr Menschen zu einer Plasmaspende zu bewegen. Hier zeigte sich, dass die Mundpropaganda die effektivste Methode darstellte, zur Spende zu motivieren. Da aufgrund der Pandemie das Spendenverhalten deutlich zurückgegangen war, hatten Personen z.B. mit Immundefekten oder Hämophilie (Blutgerinnungsstörung), die bis zu 1.200 Plasmaspenden pro Jahr benötigten, Probleme. Dabei, so die Studierenden, betrage der Weg zum Plasmaspendenzentrum nur zehn Minuten von der Hochschule aus. Außerdem könne man, anders als bei Vollblut-Spenden, bis zu sechzig Mal pro Jahr spenden. Mit diesen Informationen und Argumenten pro Plasmaspende stellten sie Infostände auf und kamen mit potentiellen Spenderinnen und Spendern ins Gespräch. Da aufgrund des Datenschutzes Zahlen nicht vorlagen, konnten die Studierenden leider nicht feststellen, inwieweit sich ihre Intervention auf die Spendenanzahl auswirkte. Allerdings zeigten Befragungen der Besucher des Plasmazentrums, dass viele nur aufgrund der Intervention der Studierenden auf die Möglichkeit der Plasmaspende aufmerksam geworden waren.