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„Ethik konkret“: Behinderung – Ethiktage des St. Josefs-Stift und der FHWS schließen gemeinsames Projekt ab

21.03.2022 | thws.de, Pressemeldung, FAS
Schutz, Fürsorge und Selbstbestimmung der Bewohnerinnen und Bewohner standen im Fokus des Projektes

Die Autonomie von Bewohnerinnen und Bewohnern stärken: Das St. Josefs-Stift hat gemeinsam mit der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) das Projekt „Ethik konkret“ abgeschlossen. Unter Beteiligung von Mitarbeitenden, Klientinnen und Klienten sowie Studierenden wurden ethische Fragestellungen in der täglichen Arbeit mit Menschen mit Behinderung erforscht und diskutiert. Die Ergebnisse wurden vorgestellt, um im nächsten Schritt praxisnahe und alltagstaugliche Leitlinien daraus zu entwickeln.

In Einrichtungen für Menschen mit Behinderung stellen sich täglich ethische Fragen, etwa, wenn Mitarbeitende zwischen Schutz, Fürsorge und Selbstbestimmung ihrer Bewohnerinnen und Bewohner abwägen müssen. Das St. Josefs-Stift hatte 2020 gemeinsam mit Studierenden des Masterstudiengangs Soziale Arbeit der FHWS begonnen, entsprechende Fragestellungen wissenschaftlich zu untersuchen und die pädagogischen Leitlinien auf dieser Basis zu erneuern.

Nach mehreren Corona-Pausen wurden nun die Ergebnisse aus fünfzig Interviews mit Bewohnenden den Mitarbeitenden und Angehörigen des St. Josefs-Stifts vorgestellt. Prof. Dr. Dieter Kulke, der das Projekt seitens der FHWS geleitet hat, resümiert: „Wir haben bei dieser spannenden Untersuchung alle wichtigen Personengruppen im St. Josefs-Stift erreicht, die jeweils ihre eigene Perspektive mit eingebracht haben. Die Zusammenarbeit mit dem St. Josefs-Stift war dabei stets reibungslos und fruchtbar.“ 66 Studierende haben in dem zweijährigen Projekt mitgewirkt, ergänzt Prof. Dr. Frank Como-Zipfel, ebenfalls Begleiter des Projekts.

Die vielschichtigen Ergebnisse zeigen, dass die Bewohnerinnen und Bewohner sehr zufrieden seien und Selbstständigkeit für sie sehr wichtig sei, so fasst es Marius Fischer zusammen, der als Student die Perspektive der Bewohner miterarbeitet hat: „Die Meisten haben einen großen Wunsch nach Normalität – ob Zuhause, bei der Arbeit oder in der Beziehung.“ Auch für Mitarbeitende hat die Selbstbestimmung der Klientinnen und Klienten höchsten Stellenwert. Die Umsetzung im Alltag sei aber nicht immer einfach, erzählt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Anna-Lisa Klages: „Den pädagogischen Mitarbeitenden ist sehr bewusst, dass sie viel Macht haben – mehr als ihnen eigentlich lieb ist. Sie müssen jeden Tag viele Entscheidungen treffen. Auch durch äußere Strukturen wie Zeitdruck bleibt der eigene Anspruch dabei manchmal auf der Strecke.“

Das St. Josefs-Stift will Mitarbeitende, Bewohnerinnen und Bewohner fördern, sagt Nike Klüber. Sie hat das Projekt seitens des St. Josefs-Stifts mitbegleitet: „Wir sind den Studierenden dankbar für ihre großartige Arbeit. Auf dieser Basis können wir nun in einem zweiten Schritt pädagogisches Leitbild, Leitsätze und pädagogische Konzepte erneuern. Nicht zum an die Wand hängen, sondern so konkret, verständlich und alltagsnah, dass sie auch wirklich eine Stütze sind.“ Die Studentin Laila Baron gibt in ihrer Abschlussarbeit über den gesamten Ethik-Prozess im St. Josefs-Stift zahlreiche weiterführende Empfehlungen.