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Entwicklung eines Einsatzsystems für Krankenwagen in der medizinischen Versorgung in Ghana

08.06.2022 | thws.de, Pressemeldung, FKV
Die FHWS beteiligt sich im Zuge der Vermessung und Geoinformatik u.a. an der Ortung der medizinischen Notfälle

Ein medizinischer Notfall – und für dreißig Millionen Menschen stehen keine sechzig Rettungswagen zur Verfügung. Das ist die Situation aktuell in Ghana. Über eine Krankenversicherung verfügen die wenigsten Ghanaerinnen und Ghanaer, ein Krankenwagen-Notfall-System gibt es erst in Ansätzen. Medizinische Notfälle können meist nur mit gerade vor Ort verfügbaren Transportmitteln wie Lastwagen, Taxis oder Motorrädern in die Spitäler gebracht werden. Bezahlt werden die Rettungswagen-Einsätze mit dem „Cash & Carry-System“ privat, eine Entlohnung mit Naturalien ist nicht möglich. An dem kooperativen Projekt "Effective Ambulance Management System" (EAMS) beteiligen sich die Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (Deutschland), die KAAF University College Budumburam (Ghana) und die Cape Coast Technical University (Ghana).

„Die Motivation ist, ein frei zugängiges und auf weitere Regionen übertragbares Rettungssystem zu entwickeln“, formuliert Prof. Dr. Ansgar Brunn von der FHWS: „Die Todesraten nach Notfällen im globalen Süden sind hoch. Eine fehlende Koordination durch eine Leitstelle erschwert den Einsatz vorhandener Krankenwagen zusätzlich. Ziel des Projekts ist es, am Beispiel der Stadt Ashaiman, einem Armenviertel, in Ghana ein effektives Ambulanzmanagementsystem zu entwickeln.“ Die Senkung der Mütter- und Perinatal-Sterblichkeit stehen im besonderen Fokus. Zwei Krankenwagen werden hierzu in Betrieb genommen.

Ortung: Notfallorte ohne Straßennamen und Hausnummern

In 2022 wird das Projekt bereits zum zweiten Mal durch ASA Engagement Global gefördert. Bisher werden Notfälle über „Telegram“ oder „WhatsApp“ und deren Koordinatensysteme geortet - Straßennamen sowie Hausnummern gibt es nicht überall. Wurde in der ersten Förderung in 2021 zunächst die Software, das EAMS entwickelt, Hardware beschafft und konfiguriert, soll in diesem Jahr die Positionierung verbessert und durch das Ghana-Post-GPS mit Kachelkodierungen ergänzt werden, dessen Code auf wenige Meter genau die jeweilige Position des Unfallorts angibt.

In der ersten Projektphase der zweiten Förderung (April bis Juni 2022) arbeiten sich die vier studentischen Volontäre in Würzburg in das EAMS ein; sie sollen die Kommunikation zwischen Krankenwagen und Leitstelle weiter verbessern. Die Studierenden bereiten sich gleichzeitig auf den Aufenthalt in Ghana innerhalb der zweiten Projektphase vor (Juli bis September 2022). In der Phase in Ghana wird das Prinel Medical Center bei der konkreten Einführung der Krankenwagen direkt durch das studentische Quartett unterstützt. Dazu gehört die Ausbildung des Personals in Fragen des EAMS. Auch das Prinzip der Rettungsketten bildet einen Teil des Ausbildungskonzeptes, das Dr. Prince Puplampu am Prinel Medical Center in Ashaiman für medizinisches Personal im Krankenwagen bereithält.

Ziel sei es nun, so Brunn, zunächst mit den beiden Krankenwagen den Klink-zu-Kliniktransport zu realisieren. Hierfür erhebe Dr. Puplampu eine Gebühr, wenn er Dienstleistungen im Prinel Medical Center für andere medizinische Einrichtungen anbieten könne wie z.B. Röntgenaufnahmen. „Auch Akuttransporte sollen darüber hinaus für die Bevölkerung möglich sein.“ Die Notfallrufnummer werde man auf den beiden Rettungswägen aufdrucken; eine funktionierende allgemeine Notrufnummer wie 112 oder 116117 ist nicht verfügbar. „Die Finanzierung soll über eine geringe Gebühr der Patienten erfolgen, um die laufenden Kosten mitzufinanzieren, es könne jedoch nicht von einer Kostendeckung ausgegangen werden.“

Finanzielle Träger des internationalen Projekts

Die Krankenwagen selbst werden von verschiedenen Nichtregierungsorganisationen international finanziert. Die beiden Rotary Clubs Bad Driburg und Accra-Legon und Anidaso Ghana e.V. haben federführend mit internationalen Partnerclubs und mit Hilfe von Rotary International die beiden Krankenwagen sowie weitere Hardware und Ausbildung mit mehr als 100.000 Euro finanziert. Getragen wird das Projekt über die FHWS als Institution sowie Prof. Dr. Brunn als Projektleiter, aktuell gemeinsam mit zwei ghanaischen und zwei deutschen Studierenden, die über das „ASA-Engagement Programm“ in das Projekt kommen. ASA ist eine in Bonn ansässige Serviceeinrichtung für Entwicklungsinitiativen. Im Rahmen ihrer sechsmonatigen Teilnahme ermöglicht sie Studierenden, das wissenschaftliche Arbeiten und entwicklungspolitische Praxiserfahrungen zu verbinden.

Kontakt: Hochschule Würzburg-Schweinfurt

Studienbereich Geo

Prof. Dr. Ansgar Brunn

Röntgenring 8

97070 Würzburg

0931-3511- 8212

ansgar.brunn[at]fhws.de

geo.fkv[at]fhws.de