Das „Founders for Future“-Seminar wird ein fester Teil des internationalen FHWS-Lehrprogramms
Wie können Visionäre als Gründende der Zukunft mit Unternehmen die Welt positiv verändern: Mit einem innovativen digitalen Kurskonzept haben der Würzburger Wirtschaftsethiker Prof. Dr. Harald Bolsinger und der Mannheimer Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Winfried Weber internationale Studierende mit unterschiedlichen Fachhintergründen verbunden und zur Entwicklung tragfähiger Lösungen für aktuelle soziale Herausforderungen befähigt. Bolsinger ist für die Hochschule Würzburg-Schweinfurt an der Fakultät Wirtschaftswissenschaften tätig.
63 Studierende aus 33 verschiedenen Ländern und mehr als zehn verschiedenen Fachdisziplinen entwickelten erstmals soziale Innovationen auf einem internationalen virtuellen Campus in einer Pilotphase von insgesamt zwei Jahren. Die ausgewählten Studierenden haben sich für den Zertifikatskurs „Social & Impact Entrepreneurship in an international perspective“ beworben, der über die technische Plattform der Western Norway University Bergen im Rahmen des internationalen Hochschulnetzwerkes „vircamp“ gelehrt wurde. Die beiden Initiatoren Prof. Dr. Bolsinger und Prof. Dr. Weber integrierten in Zusammenarbeit mit dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) gezielt geflüchtete Studierenden aus Krisenregionen, die von zahlreichen sozialen Herausforderungen berichteten. Khatira Amin, afghanische Geflüchtete an der University of Karachi, fasst als Teilnehmerin des Kursprogramms ihre Erfahrungen zusammen: “A program that not only helped me explore myself, my interests, my dreams, and my values but also the society as a whole.” Für die Studentin war der Kurs “like career counseling” und “a lifetime experience that I can proudly gloat about in my CV.” (“Ein Programm, mit dem ich nicht nur mich selbst, meine Interessen, meine Träume und Werte besser kennenlernen konnte, sondern auch die Gesellschaft als Ganzes. Karriereberatung. Eine einmalige Erfahrung, auf die ich in meinem Lebenslauf stolz sein kann.“)
In gemischten Teams aus OECD-Ländern (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) und Ländern des globalen Südens erarbeiteten die Studierenden Herausforderungen aus ihren eigenen Umfeldern. „Für viele unserer Studierenden war das Seminar ein ‚Eye-Opener‘,“ fasst Winfried Weber die Reaktionen der Teilnehmenden zusammen. Berk Sen, Kursteilnehmer der FHWS (Fakultät Wirtschaftswissenschaften), kommentiert: “When I first applied to the program, my main objective was to learn more about entrepreneurship as I didn’t have a course in it before. But during the program, I learned much more about myself because the course sets a strong focus on individuality and exploring yourself, and how you can use your personal skills to help others and contribute to society.” (“Als ich mich für das Programm beworben habe, war mein Hauptziel, mehr über Unternehmertum zu lernen, weil ich dazu noch keinen Kurs gemacht hatte. Aber während des Programms habe ich auch sehr viel über mich selbst gelernt, weil der Kurs einen starken Fokus auf Individualität setzt und darauf, sich selbst besser kennen zu lernen und wie man seine persönlichen Fähigkeiten nutzen kann, anderen zu helfen und etwas zur Gesellschaft beizutragen.“)
Mit der Perspektive des Kurses, an der eigenen Motivation anzusetzen, konnten Studierende mit unterschiedlichem Hintergrund länderübergreifend zusammenarbeiten, ihr Engagement für soziale Innovationen teilen und gemeinsame Projekte entwickeln. „Es ist eine große Freude zu sehen, wie die nächste Generation „Social und Impact Entrepreneurship“ (soziales und beeinflussendes Unternehmertum) als Menschenrechtsprofession versteht und einen ganzheitlichen Blick auf die Welt als einen Sozialraum richtet, in dem alles mit allem zusammenhängt. Diese Generation versteht unter sozialem Zusammenhalt ein Phänomen, das nur über Ländergrenzen hinaus entwickelt werden kann“, erläutert Winfried Weber.
Technik und Zeitzonen stellen Herausforderungen dar
„Es bleibt eine echte Herausforderung, Studierende mit unzuverlässigen technischen Zugangsmöglichkeiten und großer Zeitverschiebung in einem derartigen Onlineformat zusammenzuführen“, erläutert Bolsinger eine der organisatorisch-technischen Hürden. Er verwies auf die Notwendigkeit individueller Lösungen mit hohem Betreuungsaufwand. „Doch es lohnt sich, in die Verwirklichung von Träumen junger Menschen für eine bessere Zukunft unseres Planeten und unserer globalen Gesellschaft professionell zu investieren!“
Für die Lehreinheiten motivierten die beiden Professoren Lehrende und Berufstätige aus der ganzen Welt zur Mitarbeit in einem didaktischen Konzept, das zuvor unter Beteiligung erfahrener Unternehmer entwickelt wurde und nun öffentlich frei verfügbar ist: das „Deep Impact Lean Startup“ (eine Methode zur Entwicklung von Unternehmen und Produkten mit dem Ziel, Produktentwicklungszyklen zu verschlanken, founders for future). Die Vielfalt von Lehrenden, Studierenden und deren Inhalte sind ein wesentliches Element des Zertifikatskurses. So stellte beispielsweise John Stepper aus New York Materialien zur „Working-out-loud-Methode“ (Methode, die Menschen dazu motiviert, Wissen und Kompetenzen zu teilen) zur Verfügung; Prof. Dr. Tokie Anme von der Tsukuba University in Japan erläuterte die im Kurs eingesetzte „Ikigai-Philosophie“ (um herauszufinden, was das Leben lebenswert macht); Dr. Ndidi Nnoli-Edozien vom Club of Rome in Ghana und Dr. Natalie Beinisch von der Circular Economy Innovation Partnership Academy in Portugal ergänzten den Kurs mit Lehreinheiten zu „Kinetic Thinking“ (die Fähigkeit, zwischen verschiedenen Denkweisen zu wechseln). Prof. Dr. Femi Odebiyi von der LCC Int. University Klaipeda in Litauen zeigte Grundlagen des Crowdfunding (Gruppenfinanzierung) auf. Die unabhängige Evaluation der ersten Kursdurchführung übernahm Prof. Dr. Andrés Arias Astray von der Universidad Complutense Madrid in Spanien: Diese ergab aus seiner Perspektive „ein äußerst positives Ergebnis“.
Das so bewährte Kurskonzept soll nun in der FHWS auf der dortigen E-Learning-Plattform eingerichtet werden, um ab 2023 in der interdisziplinären, international ausgerichteten Entrepreneurship-Ausbildung zum Einsatz zu kommen.