Das Einmaleins der Produktentwicklung schon während des Studiums lernen
Ein Ingenieursproblem lösen, einen Prototypen entwickeln und sich auch über den Businessplan Gedanken machen: Das Entwicklungsprojekt, das zum Curriculum der Bachelorstudiengänge Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) gehört, deckt all dies ab. Auch im Sommersemester 2024 haben sich deutsch- und englischsprachige Studierende mit vielfältigen Aufgabenstellungen beschäftigt – immer anhand von alltagsnahen Problemstellungen. Einer der diesjährigen Aufträge: eine Butter-Portioniermaschine entwerfen.
Butterstücke aus Eiswasser fischen, mit einem Messer selbst am Butterblock herumhacken oder mit kniffligen Verpackungen kämpfen und einen kleinen Müllberg hinterlassen – das übliche Hotelbuffet bietet meist keine zufriedenstellende Lösung, wie die Gäste schnell und hygienisch einwandfrei an genau die richtige Menge Butter für ihre Frühstückssemmeln kommen. Grund genug für die Studierenden, dieses Alltagsproblem als Entwicklungsprojekt in Angriff zu nehmen.
Zunächst lernen die Studierenden mit Methoden des Projektmanagements, wie sie an die Aufgabe herangehen. Jedes Team hat eine Reihe von festgelegten Schritten zu erfüllen: Die Studierenden betreiben Recherche, welche Lösungen es bereits auf dem Markt gibt. Außerdem müssen sich die Studierenden an eine vorgegebene Liste an Anforderungen halten, die ihr Produkt erfüllen muss. Im Fall der Butter-Portioniermaschine soll ein handelsübliches Stück Butter von 250 Gramm in zwei verschiedene Serviergrößen zerteilt werden. Die Teams müssen auch beachten, dass die Butter weder schmelzen noch steinhart sein darf. Außerdem soll die Maschine möglichst transportabel sein, nicht mehr als 15 Kilogramm wiegen und den Kunden maximal 700 Euro kosten.
Im Team zusammenarbeiten
Zunächst sind jede Menge Meetings nötig, wobei jedes Teammitglied sich einbringen soll: „Wer bei einem Meeting fehlt, wird von mir darauf angesprochen“, erläutert Prof. Dr. Daniel Hofer, der mehrere Teams betreut. Wer zu oft fehlt, ist automatisch raus. Die gemeinsame Entwicklungsarbeit im Team macht 30 Prozent der Gesamtnote aus, der Rest entfällt auf die Produktvorstellung sowie die Dokumentation.
Das Entwicklungsprojekt dauert ein ganzes Semester und bringt fünf Credit Points, so Prof. Dr. Hofer. „Es ist schon recht aufwändig.“ Ein kompletter Prototyp muss nicht hergestellt werden, um den Kurs zu bestehen. Teile zu präsentieren, sei auch akzeptabel. Selbst wenn es nur eine Konstruktion auf dem Papier gebe, sei das Team nicht unbedingt durchgefallen. Wo es allerdings kein Pardon gibt: Die komplette Dokumentation muss pünktlich abgegeben werden.
Die drei Gruppen, die an diesem Nachmittag ihre Ergebnisse präsentieren, können alle mit funktionalen Prototypen aufwarten. Während der Präsentation, die komplett auf Englisch stattfindet, wechseln sich die einzelnen Teammitglieder ab – und so manches Teammitglied beweist durchaus auch Verkaufstalent. Von kritischen Nachfragen lassen sich die anwesenden Professoren aber nicht abhalten: Prof. Dr. Felipe Cerdas möchte wissen, wie viel Butter die Maschine innerhalb einer Stunde verarbeiten kann, und Prof. Dr. Christoph Bunsen zweifelt, ob der Prototyp schnell genug arbeitet. Worauf die schlagfertige Studentin antwortet, dass ihr Portioniergerät so hygienisch funktioniere, dass sich niemand daran stören werde, dafür ein oder zwei Minuten in der Schlange zu stehen. „Es waren durchweg gute Lösungen, die präsentiert worden sind“, lautet das Fazit von Prof. Dr. Daniel Hofer. „Ich war positiv überrascht, was da herausgekommen ist. Und es hat auch Spaß gemacht!“
Zum Hintergrund
Die Organisatoren des gemeinsamen Entwicklungsprojekts der Fakultäten Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen sind Prof. Dr. Nicolas Tiesler, Prof. Dr. Daniel Jung und Prof. Dr. Christoph Bunsen. Für die Vorbereitung auf die englische Präsentation und die Beurteilung der Englischkenntnisse ist Monika Schäfer von der Fakultät Angewandte Natur- und Geisteswissenschaften zuständig. In diesem Sommersemester waren als Betreuer und Prüfer mit dabei Prof. Dr. Daniel Hofer, Prof. Dr. Felipe Cerdas, Prof. Dr. Bastian Engelmann, Prof. Dr. Marcus Schulz, Prof. Dr. Veselin Panshef, Prof. Dr. Cord-Christoph Vogt, Prof. Dr. Thomas Felsner und Prof. Dr. Arnulf Hörtnagl.
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