Berufsverbände als wichtiges Thema für die Soziale Arbeit
Berufsverbände haben für die Soziale Arbeit eine große Bedeutung: Sie erarbeiten nicht nur die Definition, was Soziale Arbeit ausmacht, sondern geben über die Berufsethik auch elementare Orientierung für die praktische Arbeit von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern. Zur Rolle der Berufsverbände bei der Professionsentwicklung der Sozialen Arbeit in Deutschland, Österreich und der Schweiz stellte Prof. Dr. Dieter Kulke von der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) bei der Tagung „Profession, Professionalitäten und Professionalisierung (in) der Sozialen Arbeit. Theoretische Grundlegungen und organisationale Steuerungen“ Forschungsergebnisse vor.
Die Tagung wurde von der Sektion Professionssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie veranstaltet und fand an der Hochschule für An-gewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim statt. Prof. Dr. Kulkes Ergebnisse stammen aus einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit Prof. Dr. Iris Kohlfürst (FH Oberösterreich in Linz) und Tobias Kindler (FH Ostschweiz in St. Gallen). In seinem Vortrag stellte Prof. Dr. Kulke die Gemeinsamkeiten der Berufsverbände in den drei Ländern dar. In Deutschland gehören dazu der Deutsche Berufsverband für Soziale Arbeit DBSH, in Österreich der Österreichische Berufsverband der Sozialen Arbeit obds und in der Schweiz AvenirSocial. Alle drei Berufsverbände sind Mitglied in der International Federation of Social Workers – sie haben die internationale Berufsdefinition übernommen und auch Ethikkodizes entwickelt.
Unterschiede im DACH-Raum
Allerdings unterscheidet sich die Situation in den drei Ländern laut Prof. Dr. Kulke beim Organisationsgrad von Angehörigen der Profession Soziale Arbeit. Außerdem sei die politische Bedeutung der Berufsverbände in Deutschland geringer als in Österreich und der Schweiz. Dies habe mehrere Ursachen. In Deutschland sei die Fragmentierung in verschiedene Handlungs- und Arbeitsfelder wie Kinder- und Jugendhilfe oder Behindertenhilfe stärker. Daher seien Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter auch verstärkt in kleineren, arbeitsfeldspezifischen Verbänden organisiert. Hinzu komme in Deutschland die Dominanz der sechs großen Wohlfahrtsverbände, sodass im politischen Raum die Stimme und Expertise der Sozialen Arbeit oft nicht gehört werde, verdeutlichte Prof. Dr. Kulke. Ein dritter Grund seien die sehr unterschiedlichen Anstellungsverhältnisse mit einem hohen Anteil kirchlicher Arbeitgeber mit besonderem Arbeitsrecht. Ein Spezifikum des DBSH sei wiederum, dass dieser Berufsverband auch als Fachgewerkschaft Mitglied im Dachverband des dbb beamtenbund und tarifunion ist.
Keine einfache Situation also für den DBSH und andere Berufsverbände, um die Interessen der Sozialen Arbeit zu stärken, lautete das Resümee von Prof. Dr. Kulke. Der Berufsverband biete dafür seinen Mitgliedern wichtige Leistungen wie Beratung, Versicherungen, Weiterbildungsveranstaltungen und Vernetzung vor Ort. Auch die vierteljährlich erscheinende Zeitschrift FORUMsozial wurde nach einer Mitgliederbefragung als sehr wichtig angesehen. Außerdem ergibt sich über die Fachgewerkschaft ein vollumfänglicher Arbeitsrechtsschutz.
Vernetzung mit Hochschulen
Ein wichtiger Baustein ist die Vernetzung mit den Hochschulen. So hat sich im Frühjahr 2023 eine Hochschulgruppe (HSG) des DBSH an der THWS gegründet – mit dem Ziel, berufspolitische und gewerkschaftliche Themen schon ab Studienbeginn näher an zukünftige Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter heranzutragen und für aktuelle Themen des Berufsverbands zu sensibilisieren. Eingebunden in die Strukturen des Jungen DBSH und des Landesverbands Bayern organisiert die HSG Aktionen, wie beispielsweise Public Viewing zu den Veranstaltungen des World Social Work Days 2023 oder Schulungen rund um relevante Inhalte wie Engagement im Berufsverband.
Ansprechpersonen der HSG an der THWS sind Luzia Hacker (luzia.hacker[at]thws.study.de) sowie Patrick Bryan (patrick.bryan[at]study.thws.de). Eine Mitgliedschaft für Studierende kostet drei Euro pro Monat.
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