Studierende der THWS, c Jonas Kron

Berufskongress Soziale Arbeit fand in Berlin zum Thema „Engagement aus Erkenntnis“ statt

22.10.2018 | thws.de, Pressemeldung, FAS
Soziale Arbeit zwischen normativen Leitbildern, praktischen Handlungszwängen und schwindendem politischen Konsens

Neben dem Bundeskongress Soziale Arbeit ist der Berufskongress Soziale Arbeit der zweite wichtige Kongress zur Sozialen Arbeit in Deutschland mit einem stärkeren Fokus auf der Profession. Der Berufskongress findet alle zwei Jahre statt und wird vom Deutschen Berufsverband für Soziale Arbeit e.V. (DBSH) veranstaltet. Dieses Jahr fand er in Berlin unter dem Motto „Engagement aus Erkenntnis“ statt, an der auch die Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften der Hochschule Würzburg-Schweinfurt vertreten war.

380 Teilnehmer vor allem aus Deutschland diskutierten in mehreren Symposien und 45 Workshops Themen, die das Selbstverständnis der Sozialen Arbeit stärken und dazu beitragen, das Handlungswissen und die Kompetenzen der Sozialarbeitenden zu erhöhen. Professor Dr. Benjamin Benz von der Evangelischen Hochschule Rheinland wies in seinem Vortrag „Zur (politischen) Professionalität von Fachkräften Sozialer Arbeit“ auf die allerdings begrenzten Handlungsmöglichkeiten von Fachkräften der Sozialen Arbeit hin, Politik im Feld Sozialer Arbeit umzusetzen, auszuhalten, in Frage zu stellen und zu beeinflussen.

Die FH-Professorin Dr. Iris Kohlfürst von der Fachhochschule Oberösterreich in Linz und Professor Dr. Dieter Kulke von der FHWS stellten Ergebnisse eines gemeinsam mit Professor Dr. Frank Como-Zipfel durchgeführten internationalen Forschungsprojektes zur „Rezeption von berufsethischen Richtlinien in der Praxis der Sozialen Arbeit“ vor. Es wurde in Verbindung mit dem Österreichischen Berufsverband der Sozialen Arbeit und DBSH durchgeführt.

Im Mittelpunkt stand eine Online-Befragung von Angehörigen der Sozialen Arbeit in Österreich und Deutschland. Die Befragung behandelte diverse Themenfelder aus dem Bereich der Ethik / Berufsethik, z.B. Einstellungen zur Ethik; die Kenntnis von berufsethischen Richtlinien; die Wahrnehmung des Doppel- bzw. Triple-Mandats in der Praxis; ethische Dilemmata in der Praxis und der Umgang mit ihnen. An der Befragung nahmen über 1.300 Personen teil, sie ist die erste ihrer Art in Deutschland. Es zeige sich, so Kulke, dass ethische Fragen in der Praxis Sozialer Arbeit sehr häufig vorkommen. Demgegenüber fänden die Praktiker aber nur in weniger als der Hälfte Hilfestellung durch ethische Fallbesprechungen oder in noch weniger Fällen (7,6 Prozent) durch Ethikbeauftragte oder Ethikkomitees. Alles in allem deuteten die Ergebnisse auf häufige ethische Herausforderungen und die Notwendigkeit einer stärkeren reflektierten Bearbeitung dieser hin.