Auszeichnung an der FHWS für Masterarbeit „Asterix uff Meefränggisch“ – Übersetzung oder Transkreation (Kreativübersetzung)?
Französisch, Hochdeutsch, unterfränkischer Dialekt – diese ungewöhnliche Sprachenkombination hat die Masterabsolventin Carena Barth wissenschaftlich untersucht. Die Masterarbeit der Absolventin des Studienganges Fach- und Medienübersetzen an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt wurde ausgezeichnet von der Gesellschaft der Förderer und Freunde der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt e.V. Ihr Thema: „Asterix uff Meefränggisch – Übersetzung oder Transkreation?“ Die junge Wissenschaftlerin ging der Frage nach, ob die drei Autoren Gunther Schunk, Kai Fraass und Hans-Dieter Wolf die Inhalte der französischen Originalversion schlicht Wort für Wort vom Hochdeutschen ins Unterfränkische übersetzt haben oder ob sie kreativ tätig wurden, um den Sprachwitz, Lieder, regionale Kultur, lateinische Redewendungen und Figurennamen mit sehr viel Feingefühl weniger zu übersetzen, als vielmehr für die Unterfranken zu übertragen.
„Auf das Thema bin ich gekommen“, so Carena Barth, „weil Gunther Schunk bei uns im Studiengang im Fach `Fit für den Markt` einen Vortrag über den Asterix-Comic `Asterix un di Schlåchtbladdn` gehalten hat.“ Der studierte Germanist, Linguist und Politikwissenschaftler, tätig in der Unternehmenskommunikation für die Vogel Communications Group, habe den Studierenden erläutert, dass bei dem Prozess der Übertragung in den unterfränkischen Dialekt die Schwierigkeit vor allem darin lag, die Aussprache für die Leserschaft zu verschriftlichen: Dafür hätten sie einen eigenen Buchstaben eingeführt - das „å“. Carena Barth kommt aus einem kleinen unterfränkischen Dorf und hatte, so sagt sie, somit ideale Voraussetzungen, um die unterfränkische Asterix-Dialektversion zu analysieren.
Dialekte im Fokus der Wissenschaft
Dialekte prägen nicht nur Regionen und Menschen, sie stehen darüber hinaus im Fokus der Wissenschaft: Sie können sich von weiteren Dialekten und der Schriftsprache in den Sprachbereichen des Lautsystems, der Grammatik, der Satzlehre, dem verwendeten Wortschatz und der Sprechweise unterscheiden. Zudem beschäftigt sich das unterfränkische Dialektinstitut an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg mit dem Thema. Auch unterstreichen die Verkaufszahlen ein großes Interesse an Mundarten in den Gebieten, in denen sie gesprochen werden. So wurden die sechs unterfränkischen Mundart-Bände 116.000mal verkauft. In den vergangenen gut sechs Jahrzehnten fanden seit 1959 130 Millionen Asterix-Alben auf Hochdeutsch und in verschiedenen Dialekten einen Platz in deutschen Bücherregalen, weltweit wurden 390 Millionen französischsprachige Bände verkauft. Asterix wurde in 111 Sprachen und Dialekte übersetzt.
Zu welchen Ergebnissen kommt die FHWS-Absolventin? „In meiner Masterarbeit habe ich eine sprachwissenschaftliche und inhaltliche Analyse der Mundart-Bände im Vergleich zu den hochdeutschen Versionen mit Bezugnahme auf die französischen Originale durchgeführt. Dabei fällt auf, dass die Autoren der Mundart-Version den hochdeutschen Text nicht nur in den Dialekt transkribiert haben, sondern an vielen Stellen eine kreative Adaptation stattgefunden hat. So wurde beispielsweise der Handlungsort von Gallien nach Frångn verlegt, wobei Wördsburch die zentrale Rolle des Gallierdorfes einnimmt.“ Die Kunst der Übersetzung von Asterix sei eine gekonnte Verflechtung von kulturellen Anspielungen und aktuellen Ereignissen, so zitiert Carena Barth Liane von Billerbeck, Journalistin, Autorin, Hörfunk- und Fernsehmoderatorin. Wichtig, so Barth weiter, sei nicht in erster Linie die sachliche Korrektheit der Übersetzung, sondern der Übersetzer soll versuchen, die übersetzte Fassung „emotional und humorvoll zu gestalten“. In der Mundart-Fassung sei es gelungen, die Handlungsorte in die unterfränkische Region zu verlagern und geographische, religiöse oder kulinarische Charakteristika sowie Wortspiele zu integrieren. Ihr Fazit: „Die Übersetzung der Asterix-Bände ins Unterfränkische zeugt von außerordentlicher Kreativität und weist viel Gespür für die Finessen der dialektalen Sprache auf.“
Betreut wurde die Masterarbeit von Prof. Dr. Heike Elisabeth Jüngst, Studiengang Fachübersetzen an der Fakultät Angewandte Natur- und Geisteswissenschaften.