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App für die Barrierefreiheit: FHWS-Studenten entwickeln „HandicApp“

Bedürfnisse äußern, ohne zu sprechen, Spiele spielen, ohne die Hände zu benutzen und Videoclips auswählen, ohne die Finger zu bewegen: Das alles soll eine App möglich machen, die ein ambitioniertes Gründerteam an der FHWS entwickelt. Die Zielgruppe: Menschen mit „Handicaps“. „HandicApp“, so der Name des Projekts, soll Kommunikation für Menschen mit körperlichen Einschränkungen künftig erleichtern. Eine innovative Idee, die auf großen Anklang stößt: Jetzt wurden Janik Ehrhardt und Tobias Moritz dafür mit dem Gründungsstipendium „Exist“ ausgezeichnet.

Von der Abschlussarbeit zum „Business Case“

Die Idee zu HandicApp geht auf die Bachelor-Arbeit von Tobias Moritz im Fach Wirtschaftsinformatik am Lehrstuhl für Sozioinformatik von Prof. Dr. Nicholas Müller zurück: In dieser Arbeit untersuchte er, inwieweit es möglich ist, ein Medium dazu zu bringen, auf Körperbewegungen der Nutzenden zu reagieren. Zusammen mit Janik Ehrhardt, Absolvent der BWL und Wirtschaftsmathematik, wurden verschiedene Anwendungsfälle identifiziert – von E-Learning-Umgebungen bis zum autonomen Fahren. Doch mit einer barrierefreien Navigationsapp für körperlich eingeschränkte Nutzende wurde schließlich der ideale „Usecase“ identifiziert. Es folgten erfolgreiche Teilnahmen bei Wettbewerben – beispielsweise der Sieg beim Würzburg Accelerator Track: Pitch Battle. Vor allem aber die Auszeichnung als innovativste soziale Idee Deutschlands bei der Red Bull Basement Challenge im November 2020 sollte sich als wegweisend herausstellen: „Da wurde mir klar, dass HandicApp mehr ist als eine „nette soziale Idee“, sondern dass dahinter ernsthaftes, auch ökonomisches, Potenzial steckt“, erinnert sich Janik Ehrhardt.

Mehr als eine Navigationsapp

Schon jetzt ist HandicApp für den pflegerischen Bereich quasi einsatzbereit: Die App registriert Kopfbewegungen der Nutzenden wie Nicken, Drehen und Neigen und übersetzt sie in Anweisungen. „So können Gefühlsäußerungen ermöglicht werden, die beispielsweise in einem Pflegeumfeld üblich sind. Die App kann also dazu benutzt werden, um Gefühle wie Hunger, Schmerzen oder persönliches Wohlbefinden zu artikulieren“, erklärt Janik Ehrhardt. Dabei möchten es die beiden Gründer aber nicht belassen: Mit fortschreitender Entwicklungszeit sind auch Schnittstellen zu anderen Smartphone-Apps wie Youtube oder Facetime geplant, die sich über HandicApp ansteuern lassen. „So werden eigenständige Entscheidungen der Nutzenden möglich, die nicht von Pflegekräften abhängig sind“, betont Janik Ehrhardt. Gerade im Entertainment-Bereich wird HandicApp schließlich besonderes Potenzial entfalten: Eigenständige Minigames sollen künftig direkt in die App integriert werden.

Mit dem Exist-Stipendium zur Gründung

Das Exist-Stipendium soll Janik Ehrhardt und Tobias Moritz nun dabei helfen, ihr Projekt in die nächste Phase zu bringen. „Exist“ ist ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie für Start-Ups-to-be in der Vorgründungsphase, das jährlich an ca 200 Gründungsteams vergeben wird: Ein Jahr lang wird handicApp nun in Form von Stipendien für die beiden Gründer und erheblichen Zuwendungen für Sachmittel und Coachings unterstützt. Das Stipendium ermöglicht den beiden Gründern, die App weiterzuentwickeln und in die Gründungsphase zu überführen. Zusätzliche Unterstützung erhalten sie dabei durch den als Mentor fungierenden Prof. Dr. Nicholas Müller und einem Netzwerk von Beratern, unter anderem aus den Bereichen Kommunikation, Gründung und Sonderpädagogik.

Einen vorläufigen Businessplan gibt es schon, der nun detailliert ausgearbeitet wird: Das Geschäftsmodell soll dabei B2B- und B2C-Zielgruppen kombinieren: Einerseits sollen Pflegeeinrichtungen angesprochen werden, andererseits wird HandicApp künftig auch im Google App Store verfügbar sein.

Weitere Unterstützung ist übrigens mehr als willkommen, wie die beiden Gründer betonen. So soll es für Studierende der Bereiche Informatik, Design, E-Commerce und Marketing die Möglichkeit geben, Projekt- und Abschlussarbeiten im Rahmen von HandicApp durchzuführen und ihre im Studium erworbenen Fähigkeiten anwendungsbezogen, eigenverantwortlich und in einem gesellschaftlich relevanten Themengebiet einzubringen.

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