Studierende der THWS an Bohrmaschine, c Stefan Bausewein

4. Nachhaltigkeitssymposium: Leitbild für politisches, wirtschaftliches und ökologisches Handeln

Professor Dr. Müller-Steinfahrt stellt heraus, wie Digitalisierung die Nachhaltigkeit in Unternehmen und in Logistik fördern kann

Die Region Mainfranken GmbH lud zum 4. Nachhaltigkeitssymposium ein, an dem einhundert Personen teilnahmen. In den drei Vorträgen standen die Aspekte Digitalisierung und Nachhaltigkeit im Fokus, bei denen sich durch intelligente Digitalisierungsprozesse neue Wege für mehr Nachhaltigkeit ergeben können wie auch die Möglichkeit, dass eine ungezügelte Digitalisierung neue ökologische Probleme hervorrufen könnte.

Im Anschluss an die Begrüßung durch den Landrat Florian Töpper referierte Professor Dr. Tilman Sartorius von der Technischen Universität Berlin zum Thema „Smarte grüne Welt – Chancen und Risiken der Digitalisierung für eine nachhaltige Entwicklung“: Wenn das Internet ein Land wäre, dann hätte es nach den USA und China den weltweit dritthöchsten Stromverbrauch, so der Berliner Nachhaltigkeitsforscher. Anhand dieses Beispiels machte er deutlich, dass die Digitalisierung keineswegs mit einer umfassenden Dematerialisierung gleichzusetzen sei. „Auch das prognostizierte Wachstum der Zukunftstechnologien ist mit einem enormen Rohstoffbedarf verbunden, was schon heute massive Konfliktpotenziale mit sich bringt.“ Er plädiere dafür, erst nachzudenken und dann zu digitalisieren. Die Digitalisierung könne zwar einen Schub für mehr Nachhaltigkeit bringen, man solle sie jedoch nicht als Allheilmittel betrachten: So seien etwa im Bereich des Smart Homes Heizungssteuerungen ökologisch sinnvoll, andere technische Angebote hingegen gelte es hingegen kritisch zu hinterfragen, da sie oftmals zu unerwünschten sogenannten Rebound-Effekten führten, Einsparoptionen von Effizienzsteigerungen nicht oder nur teilweise verwirklicht werden könnten.

Im zweiten Vortrag „Ressourceneffizienz durch Industrie 4.0“ präsentierte Viktor Becker von der VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH an Fallbeispielen, wie durch die Einführung eines Warehouse Management Systems innerbetriebliche Lagerhaltungsprozesse optimiert und dadurch Fläche, Material und Transportprozesse eingespart werden können.

Transportprozesse standen auch im Fokus des abschließenden Vortrags „Durch Digitalisierung Logistik nachhaltiger gestalten – aktuelle Praktiken und innovative Ansätze“ von Professor Dr. Ulrich Müller-Steinfahrt, Leiter des Institutes für angewandte Logistik an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt. 37 Prozent aller LKW-Fahrten in Deutschland seien Leerfahrten. Alleine diese Zahl verdeutlichte, dass die Digitalisierung eine Vielzahl an Gestaltungsansätzen biete, die Logistik nachhaltiger zu gestalten. So gebe es im Rahmen des Frachtmanagements die Möglichkeit, über neutrale Kooperationsplattformen digitale Einkaufsgemeinschaften für den Frachteinkauf und die Transportabwicklung zu nutzen und dadurch die Transporteffizienz zu steigern.

„Würde es gelingen, die Auslastung auf den Fernstrecken-LKW in Deutschland um 10 Prozent zu erhöhen, könnten drei Milliarden Kilometer und 2,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid eingespart werden“, so Müller-Steinfahrt. Auch durch den Einsatz sogenannter „predictive analytics“ – Datenmodellen zur Voraussage darüber, wie sich der Transport in Zukunft entwickeln wird oder kann – könnten Auslastungen bereits vor dem realen Auftrag optimiert werden.