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20 Jahre FHWS auf der Mainfranken-Messe: Information und Unterhaltung an Ständen und auf der Medienbühne

05.10.2021 | thws.de, Pressemeldung
Als Novum wurden fünf Podiumsgespräche zu aktuellen Themen in Präsenz sowie als Livestream angeboten

Menschen, Medien, Mainfrankenmesse – in diesem Jahr haben nach Angaben der AFAG Messen und Ausstellungen GmbH rund 40.000 Besucherinnen und Besucher die Würzburger Mainfranken-Messe an der Talavera besucht. Seit zwanzig Jahren mit dabei ist auch die Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt: Sie war an allen Messetagen mit Infoständen zu den Themen KI und Robotik, einem Rennwagen sowie einer Medienbühne in der „Halle Würzburg“ vertreten. Insgesamt 150 Programmpunkte planten und präsentierten der Präsident, Professorinnen und Professoren, Studierende, Hochschulangehörige sowie die Mitglieder des Hochschulmedienzentrums.

Wissenschaft weltoffen: Wasserstoff, Viren sowie Pflege

Als Novum bot die FHWS in Kooperation mit der Julius-Maximilians-Universität Würzburg sowie weiteren Bildungs- und Forschungsinstitutionen Podiumsgespräche zu aktuellen, relevanten Themen an, die noch einen Monat lang als Livestream angesehen werden können: Über das aktuelle Thema „Wasserstoff als Gamechanger der Klimakrise - Chancen für die Industrie?“ (Filmbeitrag) sprachen

  • Dr. Sascha Genders, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Würzburg
  • Prof. Dr. Robert Grebner, Präsident der FHWS
  • Prof. Dr. Johannes Paulus, Dekan der Fakultät Maschinenbau
  • Norbert Zösch, Geschäftsführer der Stadtwerk Haßfurt GmbH.

Die Wasserstofftechnologie könne, so Prof. Paulus, in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden, um den Klimawandel aufzuhalten. Er beschäftige sich seit 18 Jahren mit der Technik, die erprobt sei und biete sie nun als neuen Studiengang an der FHWS an. Norbert Zösch gab an, 17.000 Bürgerinnen und Bürger mit der Einspeisung von Wasserstoff in das Erdgasnetz in Haßfurt versorgen zu können. Ein Antrag einer Wasserstoff-Tankstelle für Großfahrzeuge sei gestellt. Dr. Sascha Genders erläuterte, der Industrie und Wirtschaft fehlte noch die vollumfängliche Verfügbarkeit der Wasserstoff-Technologie, um in die Fläche gehen zu können. Prof. Dr. Robert Grebner sagte, eins der drei Schwerpunkte an der FHWS sei „Zero Carbon“.

Aus zwei Perspektiven, der medizinischen wie der soziologischen, wurde der Fokus gerichtet auf das Thema „Corona - wie leben wir weiter mit dem Virus“ (Filmbeitrag). Auf der Bühne zeigten

  • Prof. Dr. med. Oliver Kurzai, Vorstand des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie, Medizinische Fakultät der Universität Würzburg und
  • Prof. Dr. Andreas Göbel, Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie

ihre Sichtweisen auf. Moderator Nils Braunöhler führte ein ins Thema mit dem Statement, dass sich der sonst begrüßende Handschlag zu einem Faustschlag gewandelt habe. Die Pandemie habe sich zu einem gesamtgesellschaftlichen Real-Experiment entwickelt. Prof. Dr. Oliver Kurzai geht davon aus, dass sich die Pandemie künftig nicht von weiteren respiratorischen Viren (Infektionen) unterscheiden werde. Im Arbeitsumfeld werde sich vermutlich der Umgang mit der „Schnupfnase im Büro“ ändern: War es früher eher gewünscht, auch noch „angeschlagen“ zur Arbeit zu kommen, werde künftig wohl ein Maskentragen und/oder „Home-Office“ favorisiert werden. Prof. Dr. Andreas Göbel sprach von einer leidvollen Erfahrung mit Distanz: Der Zwang zum Maskentragen habe die Kommunikation verändert, da diese eher non-verbal verliefe, Gestik und Mimik jedoch nur noch eingeschränkt erkennbar sei.

Welche „Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Einsamkeit innerhalb der verschiedenen Generationen“ (Filmbeitrag) haben könne, besprachen

  • Ruth Belzner, Psychologin und Leiterin der Telefonseelsorge Würzburg
  • Prof. Dr. Dagmar Unz, Dekanin der Fakultät angewandte Sozialwissenschaften und
  • Lauren Weser, Studentin der Sozialen Arbeit, Mitglied des studentischen Konvents und des Corona-Krisenstabs an der FHWS sowie Mitarbeiterin im ambulant betreuten Wohnen für psychisch kranke Erwachsene des Erthal-Sozialwerks.

Die Moderatorin Kerstin Dornbach richtete den Fokus des Gesprächs nicht auf die Maßnahmen der Pandemie, sondern darauf, wie sich diese auf Menschen auswirken. Prof. Dr. Dagmar Unz forscht zur Einsamkeit: Tragisch sei, wenn diese chronisch verlaufe, verbunden mit dem Gefühl, nicht ausreichend Kontakt haben zu können. Dies bestätigte auch Ruth Belzner: Bei rund 25 Prozent der Anrufenden sei Einsamkeit das zentrale Thema, das zur Entstehung körperlicher Erkrankungen führen könne. Lauren Weser stellte bei Studierenden durch die vorgegebene Einsamkeit auch schleichende Prozesse der Vereinsamung fest. Die Pandemie, so Belzner, habe funktionierende Lebenskonzepte zerschossen und Partnerschaften zerstört. Unz wünschte sich für die Zukunft ein Maß an Resilienz, Widerstandsfähigkeit; Weser plädierte für eine gesellschaftliche Solidarität und klare politische Entscheidungen, nicht das freie Ermessen von Maßnahmen.

Auf den vielfachen Verzicht, harte Einschnitte und die daraus folgenden „Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Kinder und Jugendliche“ (Filmbeitrag) gingen drei Gesprächspartner ein:

  • Dr. Norbert Beck, psychologischer Psychotherapeut und Leiter des therapeutischen Heims Sankt Joseph Würzburg
  • Heike Richardt, Fachabteilungsleiterin soziale Dienste, Fachbereich Jugend und Familie der Stadt Würzburg und
  • Prof. Dr. Marcel Romanos, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums Würzburg.

Handelt es sich um eine zweite „lost generation“, vergleichbar mit jungen Menschen nach dem Ersten Weltkrieg, die lebenslang leiden? Die drei Expertinnen und Experten sehen zwar belastete junge Menschen, jedoch schätzen sie deren meist hervorragende Anpassungsfähigkeit an die neue Situation. In der Jugendhilfe habe man während der Pandemie gesehen, dass bei denjenigen, die vorher schon belastet bzw. benachteiligt waren, diese Faktoren verdichtet wurden, so Romanos und Beck. Die Pandemie habe wie ein Brennglas gewirkt und jeweils Bestehendes verstärkt – Positives wie Herausforderndes. Sicherheit als stabilisierender Faktor sei für junge Menschen von zentraler Bedeutung – die fehlenden oder ständig sich ändernden Bedingungen der Pandemie hätten kontraproduktiv gewirkt, so Beck. Plädiert werde dafür, sich Zeit für Gespräche zu nehmen, ggf. auch externe Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Über die „Zukunft der Pflege - Wie künstliche Intelligenz und Robotik die Pflege verändern“ (Filmbeitrag) tauschten sich

  • Anna Wittmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Diakoneo KdöR
  • Andrea Weber, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für angewandte Sozialwissenschaften (IFAS) der FHWS sowie
  • Prof. Dr. Thomas Wosch, Leiter des Labors Musiktherapie, Deutscher Leiter der EU-JPND-research Studie HOMESIDE, Leiter des Master Musiktherapie für Empowerment und Inklusion

aus. Mit künftig 4,1 Millionen pflegebedürftiger Menschen komme das Fachpersonal an seine Grenzen. Inwieweit künstliche Intelligenz und Robotik zur Entlastung beitragen und digitale Hilfsmittel Bestandteil einer optimalen Pflege werden könnten, wurde in der Runde erläutert. Anna Wittmann gab an, dass ein humanoider Roboter wie Pepper noch nicht Einsatz sei, jedoch die Digitalisierung deutlich voranschreite. So setze man z.B. Prophylaxe-Pflaster (moio-care) ein in der Vorsorge von Druckgeschwüren. Prof. Dr. Thomas Wosch nutzt in der Musiktherapie viel digitale Technik, z.B. mit Tele-Interventionen aufgrund der Kontaktsperren der Pandemie oder im Erfassen von Vitaldaten und über Eye-Tracking-Systeme. Andrea Weber stellte die künstliche Robbe vor, über die man mit Menschen mit Erkrankungen des Nervensystems interagieren und diese beruhigen könne. Die Grenzen des Einsatzes seien neben den Täuschungen, die man Menschen vorspiegele, die Kosten sowie der Datenschutz.

Das Video zur Mainfrankenmesse