20. Hochschulinfotage in Unterfranken: Orientierung am besten ein Jahr vor Schulabschluss beginnen
„Studiere, was zu Dir passt“, motiviert der Slogan eines Infostandes während der zweitägigen 20. Hochschulinformationstage (HIT) in Würzburg. Rund 4.000 Schülerinnen und Schüler aus Stadt und Region Würzburg informierten sich an Ständen und in Vorträgen: Sie können „im Grünen“ studieren, „im Weltkulturerbe“, sie können „Wissen bewegen“ oder „ihre Zukunft gestalten“. Nur wie? Darüber diskutierten Prof. Dr. Anja Schlömerkemper, Vizepräsidentin der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Prof. Dr. Robert Grebner, Präsident der Hochschule Würzburg-Schweinfurt, mit Christian Raith, dem stellvertretenden Ministerialbeauftragten für die Gymnasien in Unterfranken, Stefan Schubert, Geschäftsführer Agentur für Arbeit Schwäbisch-Hall, Tauberbischofsheim, Jörg Bauer, Berufs- und Studienberater, und Wolfgang Albert, Pressesprecher Agentur für Arbeit Würzburg.
Eine gute und effektive Bildungspolitik zwischen Schulen, Hochschulen, Universitäten und der Arbeitswelt zu schaffen, ist Ziel aller Beteiligten, die das Angebot der Bundesagentur für Agentur mit den Hochschulinformationstagen begrüßten und fortführen möchten. Mit einem Angebot von bundesweit über 21.000 Studiengängen stehe Studieninteressierten eine große Auswahl offen. Nach Angaben von Jörg Bauer flache der jahrzehntelange Anstieg der Studierendenzahlen nun ab und etabliere sich auf einem Plateau. Dies bestätigten auch die Vize-Präsidentin der Uni sowie Prof. Grebner, der feststellte, dass die technischen Studiengänge aktuell etwas weniger gefragt seien. Mit 2.600 Erstsemester-Studierenden halte die FHWS die Zahlen der Vorjahre aber insgesamt stabil. Auch wegen der Einführung neuer technischer Studiengänge.
Christian Raith betonte, dass es wichtig sei, gerade auch die Schülerinnen und Schüler aus der Fläche und nicht nur in den Städten mit dem HIT erstmals in ein Universitäts- bzw. Hochschul-Ambiente zu holen und Hemmschwellen abzubauen. Dies sei an Schulen so nicht realisierbar.
Gap Year – Ausland, Praktika, FSJ, FÖJ
Diskutiert wurde auch das sogenannte „Gap Year“, die bei zahlreichen Schülerinnen und Schülern beliebte Auszeit nach dem Schulabschluss und vor dem Studium oder der Ausbildung. Während einige sich für einen Auslandsaufenthalt entscheiden, favorisieren andere ein Praktikum, ein FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr) oder ein FÖJ (Freiwilliges Ökologisches Jahr). Den Orientierungseffekt dieser Maßnahme konnten nicht alle Teilnehmenden bestätigen. Für zahlreiche junge Menschen sei auch nach dem Jahr, das nach Aussage von Jörg Bauer statt zwölf eher 15 bis 16 Monate umfasse, noch nicht klar, wohin sie sich wenden, welchen Studiengang sie wählen möchten. Hilfreich sei vielmehr, sich schon ein Jahr vor dem Schulabschluss Gedanken zu machen und sich beraten zu lassen, wo die Eignungen und Neigungen liegen und wie die Berufsaussichten mit dem jeweiligen Studiengang aussehen.
Pandemie und Praktika
Einheit herrschte bei allen Gesprächsteilnehmenden beim Thema Praktika. Diese seien sehr wichtig und effizient, um jungen Menschen Fach- und Kompetenzorientierung zu vermitteln. In Zeiten der Pandemie seien Praktika meist nicht möglich gewesen, dies habe man in Beratungsgesprächen festgestellt. Auch die 13-jährige Schullaufbahn, so Raith, zeige vielfach einen deutlichen Unterschied zu Absolventinnen und Absolventen, die bereits nach zwölf Jahren die Schule abschließen.
Studienwahl bei jungen Männern und Frauen
Bei der Wahl der Studienfächer wurden unterschiedliche Perspektiven festgestellt: Während junge Frauen mittlerweile in der Medizin immer mehr dominierten, überwiege in MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) der männliche Anteil weiterhin. Prof. Grebner wies hier auf die öffentliche Meinungsbildung hin, die vermutlich eine gewisse Rolle bei der Wahl der Studienrichtung spiele.
21.300 Studiengänge mit Bachelor- und Masterangeboten
Angeboten werden deutschlandweit aktuell mehr als 21.000 Bachelor- und Masterstudiengänge. Während des 20. Hochschulinformationstages in Würzburg gab es an zwei Messetagen hybrid neunzig Vorträge von rund vierzig Universitäten und Hochschulen. Fast ein Viertel der Erwerbstätigen hat einen akademischen Abschluss; im Wintersemester 2021/2022 waren rund 2,9 Millionen Studierende immatrikuliert. Es zeichnet sich ein Strukturwandel ab hin zu einer wissensgeprägten Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft.
Zu den Hochschulinformationstagen
Angeboten wird der HIT von den Arbeitsagenturen Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim, Schweinfurt und Würzburg in Kooperation mit der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) sowie dem Verkehrsunternehmens-Verband (VVM). Die Hochschulinfotage wurden vor mehr als zwanzig Jahren von der Studien- und Berufsberatung der Agentur für Arbeit Würzburg ins Leben gerufen. Seither haben mehr als 60.000 Schülerinnen und Schüler Hilfe, Beratung und Anregungen bei ihrer Studien- und Berufswahl erfahren.
Weitere Informationen unter HIT Würzburg