Technische Hochschule
Würzburg-Schweinfurt

Interview mit
Prof. Dr. Achim Förster

Interview mit Prof. Dr. Achim Förster
Angewandte Sozialwissenschaften

Vizepräsident für Internationalisierung und Lehre

Prof. Dr. Achim Förster über das Glück, Professor zu sein

Herr Professor Förster, Sie sind Jurist und lehren an der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften. Zudem sind Sie Vizepräsident für Internationalisierung und Lehre. Davor haben Sie als Auslandsbeauftragter die internationalen Aktivitäten ihrer Fakultät koordiniert und waren Datenschutzbeauftragter der Hochschule. Das klingt nach viel Arbeit.

Das stimmt. Mit Eintritt in die Hochschulleitung als Vizepräsident habe ich aber meine bisherigen Funktionen weitgehend in andere Hände gegeben und auch meine Lehrtätigkeit stark reduziert. Aktuell konzentriere mich daher vor allem auf die Weiterentwicklung unseres Studienangebots, wobei natürlich die Internationalisierung weiterhin eine große Rolle spielt. . Ich war vor vier Wochen in den USA bei unserer Partnerhochschule in Auburn, letzte Woche in Bangalore in Indien an zwei Partnerhochschulen und kommende Woche reise ich nach Jordanien.

Was war der Anlass für diese Reisen?

In Auburn war ich Teil einer Delegation, der neben unserem Präsidenten auch weitere Professorinnen und Professoren sowie Mitarbeitende von unserem Hochschulservice Studium angehörten. Wir haben unter anderem Gespräche zu Austauschmöglichkeiten für Studierende sowie zu einer gemeinsamen Summerschool geführt. Außerdem haben wir Unternehmen besucht, hatten einen Termin beim Bürgermeister und waren beim jährlichen Dinner des „Alabama Germany Partnership“. Die Zusammenarbeit mit der Auburn University ist sehr eng und klappt wirklich hervorragend. Die amerikanischen Universitäten haben ein hohes akademisches Niveau. Wir müssen uns da aber überhaupt nicht verstecken und sind Partner auf Augenhöhe.

Danach war ich in Indien, in Bangalore. Die Stadt ist ein Technologie Hub im Süden mit elf Millionen Einwohnern. Auch viele deutsche Firmen haben dort Niederlassungen: Mercedes Benz und Bosch Rexroth zum Beispiel. Wir haben eine intensive Kooperation mit zwei sehr guten indischen Hochschulen, an denen auch sog. Vorbereitungsklassen für unsere THWS-Studiengänge angeboten werden, deren Inhalte eng mit uns abgestimmt sind. Ähnlich wie Deutschland hat Indien eine gute Mittelschicht an Universitäten. In vielen Ländern hat man ja eher einzelne Leuchttürme.

In Jordanien werden wir noch im Jahr 2023 in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Jordanischen Universität ein „THWS Campus GATE“, also einen eigenen Hochschulstandort, eröffnen. Studierende können sich dann in Jordanien in zwei THWS-Studiengänge einschreiben und vier Semester lang vor Ort in Amman entweder Wasserstofftechnik oder Soziale Arbeit studieren. Ab dem fünften Semester wechseln die Studierenden dann zu uns nach Deutschland und beenden ihr Studium hier bei uns. Sie werden dann über gute Deutschkenntnisse verfügen und stehen auch dem deutschen Arbeitsmarkt als gesuchte Fachkräfte zur Verfügung.

Generell finde ich, dass wir an der THWS die Auslandskooperationen richtig gut machen. Auf einem solchen Niveau hat das nicht jede Hochschule. Vor allem mit der Eröffnung des THWS Campus GATE haben wir mittlerweile einen wirklich bemerkenswerten Grad an Internationalisierung erreicht. Für uns als Hochschule ist damit zwar auch ein ziemlicher Aufwand verbunden. Am Ende lohnt sich das aber für alle Beteiligten. Es ist einfach toll, wenn einem strahlende Studierende vom Auslandssemester berichten und wir von der THWS internationale Bildungsbiografien unterstützen können. Auch ich habe dann das Gefühl: „Ich habe etwas bewegt.“

Sie haben 2022 einen Preis für herausragende Lehre vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst erhalten. Wie kam es dazu?

Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben und setzt voraus, dass man von den Studierenden nominiert wird.  Eine Fachjury wählt dann zwei bis vier Preisträgerinnen oder Preisträger aus, die dann beim „Forum der Lehre“ vom Wissenschaftsminister ausgezeichnet werden. Das war schon wirklich eine ganz besondere Ehre. Die Studierenden haben als Laudatio ein Video über mich gedreht – mir ist richtig warm ums Herz geworden.

Würden Sie Ihre Art zu lehren beschreiben? Wofür genau haben Sie den Preis bekommen?

Bei dem Preis wird nicht eine spezielle Lehrveranstaltung ausgezeichnet, sondern es geht eher um das Gesamtpaket. Juristische Veranstaltungen – z.B. im Staats- und Verwaltungsrecht – gelten ja eher als langweilig. Ich versuche dennoch, die Studierenden zu packen, in dem ich Komplexität reduziere, alltagsnahe Fälle bespreche und ein Verständnis für übergreifende Zusammenhänge schaffe. Zum Beispiel: Was heißt Rechtsstaat? Und was bedeutet das für mich als Sozialarbeiterin oder Sozialarbeiter im Jugendamt?

Was sind für Sie die guten Momente bei Ihrer Arbeit?

Ich freue mich immer sehr, wenn ich das Gefühl habe, dass jemand etwas von mir gelernt hat. Wenn ich merke, ich habe einen Funken entzündet. Ich liebe es außerdem, dass mir niemand sagt, wie ich meine Lehre zu gestalten habe. Ich bin ja zum Professor berufen worden, weil ich Experte in meinem Fachgebiet bin. Und da weiß ich natürlich selbst am besten, wie in meinem Gebiet Lehrveranstaltungen aussehen sollten und welche Inhalte für die Studierenden relevant sind. Diese Freiheit schätze ich wirklich sehr.

Bis heute empfinde ich es als unglaubliches Glück, diesen Beruf gewählt zu haben. Die Hochschule bietet eine immense Fülle an Gestaltungsmöglichkeiten. Vor allem, dass ich mich aktuell so intensiv in die Weiterentwicklung der Lehre und die Internationalisierung der Hochschule einbringen kann, empfinde für mich persönlich als große Bereicherung.


Herr Professor Förster, vielen Dank für diese Einblicke.

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