50 Jahre 50 Gesichter
Günther Purlein
- 45 Jahre im kirchlichen Dienst
- 42 Jahre in der Ökumene, Geschäftsführer i. R.
- Lehrbeauftragter in drei Fakultäten
Meinen ersten Lehrauftrag erteilte mir die damalige Fakultät „Sozialwesen“ (Dekan Prof. Dr. Kestler) im Sommersemester 1986 zum Thema Nichtsesshaften-Hilfe (heute würde es um das kommunale Ordnungsrecht gehen und das bayerische Landesstraf- und Verordnungsgesetz im Bereich der Unterbringung Obdachloser). Kurz darauf trat der Dekan der „Betriebswirtschaft“ Prof. Dr. Cisek an mich heran, um mich für die „kommunikative Seite des BWL-Studiums zu gewinnen“. In beiden Fakultäten bin ich bis heute unterwegs. Mit dem neuen Präsidenten Prof. Dr. Grebner konnte ich mein schon lange „köchelndes“ Anliegen einer Förderung des ehrenamtlichen Engagements von Studierenden in den Allgemeinwissenschaften platzieren, was lückenlos bis heute angeboten wird.
Die FHWS ist für mich:
die Möglichkeit, Nachwuchs kennen zu lernen und mich für das Dreieck – Hochschule, Arbeitgeber, künftiges Personal – einzusetzen.
Was schätzen Sie an der FHWS?
Überzeugend ist die offene Kommunikation vom Präsidenten über die Dekanate und den direkten Kolleginnen und Kollegen bis zu den Servicestellen fürs Personal und die Technik/IT sowie meinen Studierenden.
Was war die beste Entscheidung in Ihrer beruflichen Laufbahn und warum? Was hat sich danach geändert?
1984 durfte ich über die erste selbst gegründete Schuldnerberatungsstelle berichten. Aus der Strafjustiz kommend, wo das Programm seit Ende der 70er Jahre „Resozialisierungsfond und Entschuldungshilfen für Strafgefangene“ hieß, konnte ich mit Hilfe der kirchlichen Verbände und der Stadt Würzburg die ersten Beratungsangebote „für Alle“ anbieten. Ein nächster großer Schritt war die Novellierung der Konkursordnung (BRD) und der Gesamtvollstreckungsordnung (DDR) zum neuen Insolvenzrecht (1999). Diese neuen Spielregeln konnte ich im Rahmen der Lehraufträge den Studierenden der FHWS vermitteln.
2001 bin ich aus den Leitungsfunktionen vollständig auf die Arbeitgeberseite gewechselt. Durch die Übernahme einer GmbH-Geschäftsführung (ökumenische Christophorus-Gesellschaft) konnte ich die Kooperation mit der FHWS und die konsequente Nachwuchsförderung intensiveren. Mit im Schnitt zehn Praktikantinnen und Praktikanten pro Jahr konnte ich eine Reihe vielversprechender junger Leute kennenlernen und fördern.
Mit sehr großem Bedauern musste ich die Abschaffung eines Praxissemesters (von zwei) im Rahmen der Einführung des „Bachelors“ hinnehmen (Bologna-Prozess). Gerade für die angewandten Wirtschafts- und Sozialwissenschaften war das aus Sicht der Praxis kein großer Wurf. Inzwischen ist das (studienbegleitende) Pflichtpraktikum mit der Dauer von einem Semester akzeptiert.
Was hat Ihrer Ansicht nach die FHWS in den letzten 50 Jahren am meisten geprägt?
Der jeweilige Präsident hat(te) ganz erheblichen Einfluss auf das Klima innerhalb der Hochschule und die Wahrnehmung von außen. So ist es aktuell möglich, in der allgemeinwissenschaftlichen Fakultät meinen Kurs „Engagementförderung“ zu belegen. Dort wird honoriert, falls sich Teilnehmende ehrenamtlich engagieren. Die Anerkennung für dieses Angebot kam umgehend von allen kommunalen und lokalen Institutionen. Die Corona-Pandemie führte auch bei uns zu einem extrem schnellen Ausbau der digitalen Optionen. Dennoch ist der persönliche, menschliche Kontakt unerlässlich, was die Resonanz der Studierenden auf Präsenzangebote („Danke für die heutige Lehrveranstaltung ohne Zoom-Meeting“), insbesondere im Kommunikationsbereich, verdeutlicht.
Wie ist Ihre Zukunftsvision von der FHWS? Wie könnte die FHWS in 50 Jahren aussehen?
Ich wünsche mir die weitere praxis- und zeitnahe Anpassung der Studieninhalte an die jeweiligen gesellschaftlichen Realitäten.
Was ist Ihr Geheimtipp für Würzburg oder Schweinfurt und warum?
Mein Tipp: Würzburger Naherholung im Gelände der bayerischen Landesgartenschau (von 1990) im Vorgelände des Festungsberges der Festung Marienberg, wo die Mainauen mit dem Marienberg verbunden sind.