Leitung Prof. Zink, Prof. Kobus
Forschungspartner Alexander von Humboldt Stiftung
Laufzeit 2023-2025
Die bemerkenswerte Entwicklung der Hochspannungs-Gleichstrom- und Hochspannungs-Wechselstrom-Übertragungssysteme erfordert eine erneute Bewertung der dielektrischen Flüssigkeiten für Isoliersysteme von Transformatoren. Der Zweck der verwendeten flüssigen Isolierung ist die Kühlung und Isolierung. Sie sollte mehrere Eigenschaften aufweisen, wie hohe Durchschlagfestigkeit, niedrige Viskosität, hoher Flammpunkt, sehr geringer Feuchtigkeits- oder Wassergehalt, hoher spezifischer Widerstand und vieles mehr. Erdölabhängige synthetische Öle und Mineralöle wurden in den vergangenen Jahrzehnten konventionell als dielektrische Flüssigkeiten in Transformatoren verwendet, die aufgrund ihrer geringen biologischen Abbaubarkeit und ihres niedrigen Flammpunktes die Umwelt belasten, was die Erforschung von Ersatzstoffen zur Folge hatte. Die Anwendung alternativer Isolierflüssigkeiten nimmt allmählich zu, wobei Sicherheits- und Umweltbedenken die Hauptgründe für die Abkehr von Mineralöl sind.
Das Phänomen des dielektrischen Versagens in flüssigen dielektrischen Hochspannungsisolierungen ist immer noch nicht gut verstanden und stellt eine große wissenschaftliche und technologische Schwierigkeit dar. Das Verständnis des dielektrischen Versagens ist erforderlich, um Einblicke in die Mechanismen des Durchschlagsprozesses und die theoretische Grundlage für die molekulare Modifikation und damit die Verwendung der dielektrischen Isolierung bei geeigneten Anwendungen zu erhalten. Flüssigkeiten auf Kohlenwasserstoffbasis, die aus endlichen Ressourcen gewonnen werden, werden seit mehr als einem Jahrhundert als Isolierung in Hochspannungsanwendungen eingesetzt. Sie sind seit langem erprobt und haben feste Konstruktionsregeln für Anwendungen in Hochspannungsanlagen. Der nicht erneuerbare Charakter dieser Flüssigkeiten auf Kohlenwasserstoffbasis stellt eine große Belastung für die Energiesicherheit und den Umweltschutz dar. Erneuerbare Öle (natürliche Ester/Pflanzenöle), die hauptsächlich aus Triacylglycerinmolekülen bestehen, die aus Pflanzen gewonnen werden, werden zunehmend für die Verwendung in der elektrischen Isolierung, in Schmiermitteln und in Biodiesel eingesetzt. Natürliche Ester weisen als erneuerbare Ressourcen hervorragende physiochemische und dielektrische Eigenschaften auf, z. B. Feuerbeständigkeit, hohe biologische Abbaubarkeit und zufriedenstellende dielektrische Durchschlagsleistung. Aufgrund ihrer Umweltfreundlichkeit sind diese Materialien äußerst beliebt und werden als potenzielle dielektrische Flüssigkeitsisolierung in Betracht gezogen. Bislang konnten sie trotz all dieser Vorteile nur in Mittelspannungsanwendungen eingesetzt werden. Der Hauptgrund für ihre begrenzte Anwendung bei hohen Spannungen ist das Fehlen grundlegender Daten über die dielektrischen Parameter und das Wissen über Versagensphänomene, die für Konstruktionsregeln zur Erzielung einer langfristigen zuverlässigen Leistung von Bedeutung sind. Das Fehlen grundlegender Daten über natürliche Ester führt dazu, dass die Hersteller von Anlagen, Versorgungsunternehmen, Regulierungsbehörden und insbesondere die Isolierstoffindustrie demotiviert sind, sie einzusetzen. Daher muss die elektrische Leistung von natürlichen Estern mit unterschiedlichen Strukturen weiter untersucht werden, was im Mittelpunkt des Projekts BioLiq steht.