„Ein gutes Netzwerk ist wichtig“
Vom Kfz-Mechatroniker zum Promotionskandidat: Philipp Seitz nutzte seine Leidenschaft für Mathematik, Physik und künstliche Intelligenz, um durch Studium und Forschung an verschiedenen Hochschulen seinen Weg zur Promotion in der Materialentwicklung zu finden.
Der berufliche Werdegang von Philipp Seitz begann nach dem Abitur mit einer Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker. Nach einigen Jahren in der Praxis entschloss er sich, sein Wissen zu vertiefen und begann ein Studium der Angewandten Mathematik und Physik an der Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm. Schon während dieser Zeit entwickelte er ein starkes Interesse an Forschung und Lehre, auch wenn eine Promotion damals noch kein konkretes Ziel war. Nach seinem Bachelorabschluss setzte er sein Studium an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg fort, wo er einen Master in Mathematik machte. Anschließend arbeitete er als Softwareentwickler in Nürnberg, bis die THWS ihn für ein Projekt kontaktierte. Er hatte noch immer gute Kontakte zu seinen Professoren in Nürnberg, das Thema Promotion kam zur Sprache. Deshalb hatten diese ihn noch im Hinterkopf und empfahlen ihn weiter an ihre Kolleginnen und Kollegen der Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS). Phillipp Seitz arbeitet seitdem an verschiedenen Projekten am Institut für Digital Engineering (IDEE) und bringt sein Wissen im Bereich des Machine Learning ein.
Dies zeigte ihm, wie wichtig ein gutes Netzwerk ist. „Wenn ich etwas brauche, dann weiß ich, an wen ich mich wenden kann. Oder ich kenne jemanden, der jemanden kennt.“ Vor allem als Berufseinsteiger sind für ihn die Empfehlungen seines Netzwerks sehr hilfreich.
Das letzte Projekt, an dem er mitwirkte, war das LeMO2n-Projekt. Es zielt darauf ab, neue Siliziumdioxid-Materialien zu entwickeln, die Graphit in den Anoden von Lithium-Ionen-Batterien ersetzen sollen, um die Anodenkapazität zu erhöhen. Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz werden hochkomplexe Zusammenhänge zwischen vielen Parametern erkannt und optimiert, um den Entwicklungsprozess zu verbessern und zu beschleunigen.
Während des Projektes zeigte sich, dass eine Promotion für ihn der richtige nächste Schritt wäre. Phillipp Seitz erklärt: „Das wissenschaftliche Arbeiten und Veröffentlichen hat mir Spaß gemacht. Es passt einfach jetzt zu promovieren.“ Aktuell steht er am Anfang seiner Promotion, in der er die Material- und Produktentwicklung mithilfe von Machine Learning vorantreiben möchte. Eine Frage in seiner Forschung lautet: Wie kann man mit wenigen Daten Strukturen erkennen und Ergebnisse gezielt verbessern? Seine Leidenschaft für künstliche Intelligenz und Statistik begleitet ihn schon lange und nun hat er die Möglichkeit, diese Interessen in seiner wissenschaftlichen Arbeit zu vertiefen. Er erzählt: „Das ist genau das, was ich auch in meiner Freizeit gemacht habe und jetzt kriege ich Geld dafür.“ Die Promotionsstelle wird finanziert durch das Projekt ProPereTHWS.
„Die Qualität eines Papers beruht auf Erfahrung. Man muss es mal gemacht haben.“
Das Knowhow zum wissenschaftlichen Schreiben eignete sich Philipp Seitz selbst an. Seine Bachelorarbeit sieht er rückblickend als Lernprozess, und nutzt in der Masterarbeit schon das Erlernte. Sein erstes wissenschaftliches Paper hat Philipp Seitz nach seinem Masterstudium geschrieben, da war er schon an der THWS. Er sagt: „Die Qualität des Ganzen beruht auf Erfahrung. Man muss es mal gemacht haben.“ Auch in seiner Promotion liegt momentan der Fokus auf der Veröffentlichung von Papern, das nächste soll bald für die Begutachtung eingereicht werden.
Für diejenigen, die eine Promotion anstreben, gibt Philipp Seitz folgenden Ratschlag: „Es ist von entscheidender Bedeutung, ein Thema zu finden, das einen selbst interessiert.” Im Rahmen einer Promotion ist es erforderlich, sich intensiv mit den jeweiligen Themen zu befassen und diese in ihren Grundzügen zu verstehen. „Wenn man kein Interesse daran hat, dann hat man auch nicht die Energie dafür“. Außerdem empfiehlt er zu lernen, mit Rückschlägen zu arbeiten. „Letztendlich sind Ablehnungen verbunden mit Feedback. Und Feedback kann man super nutzen um das Paper noch mal zu verbessern, damit es für das nächste Review in Ordnung ist.“
Sein langfristiges Berufsziel sieht er in der Forschung oder einer Tätigkeit an einer Universität. Da geht es eben nicht nur darum, Aufträge abzuarbeiten.
Zum Weiterlesen:
Stand: Juli 2024; Text: Annika Schleicher, Dr. Simone Stork
Der Beitrag ist Teil der Reihe "Nachwuchsforscherinnen und Nachwuchsforscher der THWS", eine Initiative des Teilprojekts Nachwuchsförderung im hochschulweiten Projekt "ProPereTHWS - Professorale Personalgewinnung und -entwicklung an der THWS". Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung entwickeln wir Angebote für verschiedene Zielgruppen entlang der wissenschaftlichen Karriere.